Insbesondere der Schulleitung kommt die Aufgabe zu, die organisatorischen Rahmenbedingung so zu gestalten, dass auf verschiedenen Ebenen flexibel auf neu eintretende pandemische Situationen reagiert werden kann - sei es, dass einzelne Lehrerinnen oder Lehrer, Schülerinnen und Schüler oder ganze Klassen nicht am Präsenzunterricht teilnehmen können. Ziel ist es, dass das Unterrichtskonzept flexibel und situationsangemessen innerhalb des unten dargestellten modellhaften Quaders des Blended Learning angelegt werden kann.
Unterricht kann sowohl am Lernort Schule als auch für das Lernen zu Hause analog oder digital durchgeführt werden, wobei
alle Mischformen denkbar sind. Dies gilt auch für das bereitgestellte Material und die Kommunikationsformen.
Im Präsenzunterricht (Lernort Schule) und auch beim Lernen zu Hause kann die Arbeit synchron organisiert sein (z. B. bei
Inputphasen durch die Lehrkraft) oder sie kann individuell oder asynchron erfolgen. Bei Zwischenformen erstellen die Lernenden gemeinsam
(kollaborativ) ein Lernprodukt oder arbeitsteilig mit anschließender Zusammenführung der Ergebnisse (kooperativ).
Die Art der Arbeitsorganisation und der Aufgaben steuern das Lernen. Diese können lehrerzentriert und kleinschrittig oder sehr frei und offen sein,wie beispielsweise bei Projektaufgaben, deren Erledigung durch die Schülerinnen und Schüler weitestgehend selbst gesteuert erfolgen.
Handlungsempfehlungen
Die Schulleitung schafft bestmögliche Bedingungen für Lehr- und Lernprozesse. Sie nimmt dabei die Handlungsebenen wie Strukturen,
Personen und Kooperation im und mit dem Kollegium sowie mit allen am Schulleben Beteiligten sowie die Reflexion der angestoßenen
Entwicklungsprozesse aus unterschiedlichen Perspektiven in den Blick. In Anlehnung an das Konzept OES – Unterrichtsentwicklung an
beruflichen Schulen in Baden-Württemberg sind nachfolgend die für Blended Learning zentralen Steuerungsinstrumente
dargestellt.
Stundenpläne sind von vielen Faktoren bestimmt. Blenden Learning zielt darauf ab, reinen Präsenzunterricht durch einen lernförderlichen Mix aus individuellen Lernzeiten und Unterrichtszeiten zu flexibilisieren.
Im Rahmen des Blended Learning können Phasen des synchronen und asynchronen Lernens, wie beispielhaft in Abbildung 1 dargestellt, miteinander verzahnt werden. Dies kann erforderlich werden, falls wieder Abstandsregeln den Präsenzunterricht reduzieren sollten. Unabhängig von einem möglichen Krisenmanagement kann dies ein sinnvolles Organisationsprinzip des Unterrichts sein.
Abbildung 1:
Zunächst sind die Schülerinnen und Schüler im Präsenzunterricht (Sequenz 1: Lernort Schule) und steigen gemeinsam
in ein Thema ein. Nachfolgend (Sequenz 2: Lernort zu Hause) üben sie das in Sequenz 1 Erlernte und erarbeiten sich neue Lerninhalte,
die in der folgenden Präsenzphase (Sequenz 3) diskutiert, kooperativ vertieft werden. In Sequenz 4 arbeiten die Schülerinnen und
Schüler wieder zu Hause usw.
Können Schülerinnen und Schüler am Präsenzunterricht (in der Schule oder zu Hause) nicht teilnehmen (siehe
beispielhaft Abbildung 2), dann ist auch denkbar, dass sie per Video zum Unterricht dazu geschaltet werden (synchron) oder den Unterricht
später in Form einer Videodatei abrufen können (asynchron). Alternativ werden Lernmaterialien über die Lernplattform der
Schule zur selbständigen Erarbeitung bereitgestellt.
Abbildung 2:
Ein Beispiel für die Übertragung des Unterrichts für die Schüler zu Hause finden Sie hier.
Für alle organisatorischen Umsetzungen ist es wichtig, dass die Art der Durchführung, die Arbeitsorganisation und die Aufgabenauswahl sich an der Ausgangs-Kompetenz insbesondere in Bezug auf das selbstständige Lernen der Schülerinnen und Schüler orientiert. Dadurch erfährt der überfachliche systematische Kompetenzaufbau der Schülerinnen und Schüler im Präsenzunterricht eine besondere Bedeutung. Dazu arbeiten die Kolleginnen und Kollegen verstärkt in Teamstrukturen und stimmen sich miteinander ab.
Die Situation des Blended Learning verändert auch die technischen, didaktischen und methodischen Anforderungen an die Lehrenden. Die diesbezüglichen Errungenschaften eröffnen große Chancen für die sich anschließende Lernzeit, unabhängig davon, ob und in welcher Art der Präsenzunterricht beschränkt sein wird.
Förderlich ist eine aktive Unterstützung und Motivation der Lehrkräfte durch die Schulleitung, die Impulse und begonnenen Maßnahmen hin zu einem stärker selbstgesteuerten Lernen ebenso wie die gemeinsam erarbeitete Expertise digitalen Unterrichtens und Lernens fortzuschreiben.
Neben der Teilnahme an entsprechenden Fortbildungsangeboten ist es hilfreich, wenn schulintern ein Unterstützungssytem aufgebaut
wird, das Kolleginnen und Kollegen in Bezug auf den technischen Support und die Anwendung digitaler Tools zur Seite steht. Hierfür
können „Kümmerer“ eingesetzt werden.
Für eine niederschwellige individuelle technische Unterstützung und Beratung der Kolleginnen und Kollegen kann der Einsatz von Technik-Mentoren hilfreich sein.
Die Schulleitung kann Strukturen für pädagogische Konzepte befördern oder selbst initiieren; hierbei ist zu klären, ob dies auf der Ebene der Abteilungen, Schulartgruppen oder Fachschaften erfolgt. Eine Konzeptentwicklung auf Klassenebene ist ressourcenintensiv und kann bei einzelnen Lehrkräften zu Ineffizienz oder Überlastung führen, wenn diese sich auf zu viele unterschiedliche Konzepte einstellen müssen bzw. in zu vielen Teams bzw. Gruppen verankert sind. Ein einheitliches pädagogisches Rahmenkonzept innerhalb der Schule ist daher hilfreich. Es kann auf der Schulartebene konkretisiert werden.
Die Unterrichtsentwicklung lebt von der Kooperation der Lehrkräfte und wird durch eine systematische Teambildung gefördert. Impulse hierzu gibt die Broschüre OES-Unterrichtsentwicklung an beruflichen Schulen in Baden-Württemberg, S. 17ff. Die Schulleitung kann für die notwendige Unterstützung sorgen, indem sie mit den einzelnen Teams klare und konkrete Aufgaben vereinbart und ihnen die notwendigen Kompetenzen überträgt.
Die Leitfrage für ein Team könnte z. B. sein: Wie wirken sich die digitalen Lernumgebungen auf das Lernen der Schülerinnen und Schüler unserer Schulart bzw. unseres Berufsfeldes aus? Hieraus leiten sich die erforderlichen Handlungsfelder ab.
Allgemeine Prinzipien:
- Positive Grundhaltung gegenüber Veränderungsprozessen fördern
- Pädagogisches Rahmenkonzept entwickeln
- Transparenz in den Entscheidungen gegenüber allen am Schulleben Beteiligten schaffen
- Unterstützungsmaßnahmen für Lehrerinnen und Lehrer (Fortbildung, Technik-Support etc.) und Schülerinnen und Schüler (Coaching, Lernberatung etc.) planen und umsetzen