Suchtprävention in der Schule
Suchtprävention gehört zum Schulalltag, denn sie hat viel mit dem Leben von Kindern und Jugendlichen zu tun. Schule kann dabei helfen, dass sich Schülerinnen und Schüler in ihrem Körper wohlfühlen, ihre Gefühle besser verstehen und wichtige Fähigkeiten für ein gesundes Leben entwickeln.
Je früher Suchtprävention beginnt, desto besser wirkt sie. Deshalb sollte sie ein fester Bestandteil im Leben aller Schülerinnen und Schüler sein – von Anfang an.
Eltern und Schule können gemeinsam viel bewirken: Sie begleiten Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg, unterstützen ihre körperliche und seelische Entwicklung und stärken soziale Kompetenzen. Das schützt vor Problemen und fördert die Gesundheit.
Unterstützung durch das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL)
Wenn Sie in Ihrer Schule suchtpräventive Maßnahmen aufbauen oder verbessern möchten, hilft Ihnen Ihre ZSL-Regionalstelle gerne weiter.
Wichtig ist zudem, dass sich Schulen gut mit anderen Akteuren vor Ort vernetzen. Eine enge Zusammenarbeit mit kommunalen Partnern macht die Suchtprävention noch wirkungsvoller.
Ziel von Cannabisprävention in der Schule ist, Schülerinnen und Schüler darin zu bestärken, nicht mit dem Cannabiskonsum zu beginnen beziehungsweise Risikokonsum zu reduzieren.
Der Cannabiskonsum bei Jugendlichen ist in den letzten Jahren gestiegen. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hatten im Jahr 2021 rund 9 % der 12- bis 17-Jährigen mindestens einmal Cannabis ausprobiert. Zehn Jahre zuvor waren es knapp 7 %. Trotzdem liegt der Wert noch unter dem Stand von 2004.
Bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren ist der Konsum stärker gestiegen. 2021 hatte etwa die Hälfte dieser Altersgruppe schon Erfahrungen mit Cannabis gemacht. Knapp 8 % konsumierten es regelmäßig – deutlich mehr als noch 2011.
Junge Männer greifen häufiger zu Cannabis als junge Frauen. Jeder achte Mann zwischen 18 und 25 Jahren konsumierte 2021 regelmäßig, bei den Frauen waren es knapp 5 %.
Unterschiede beim Konsum je nach Schulform oder Migrationshintergrund konnten nicht festgestellt werden – weder bei den 12- bis 17-Jährigen noch bei den 18- bis 25-Jährigen.
Cannabis stammt von der Hanfpflanze, die weltweit angebaut wird. Für den Drogenkonsum werden nur die weiblichen Pflanzen verwendet – sie enthalten die wirksamsten Inhaltsstoffe.
Die wichtigsten Wirkstoffe sind:
- THC (Tetrahydrocannabinol): wirkt berauschend;
- CBD (Cannabidiol): wirkt beruhigend, nicht berauschend.
Cannabis wird meist als Marihuana (getrocknete Pflanzenteile) oder Haschisch (gepresstes Harz der Blüten) konsumiert. Es wird oft geraucht.
Die Wirkung hängt vom THC-Gehalt und der konsumierten Menge ab:
- Bei niedriger oder mittlerer Dosis verändert sich meist die Wahrnehmung:
- Viele fühlen sich entspannt oder euphorisch.
- Geräusche und Farben erscheinen intensiver.
- Häufig wird man gesprächiger und lacht mehr.
- Bewegungen wirken aber unkoordiniert.
- Bei zu hoher Dosis kann es zu negativen Reaktionen kommen:
- Angstzustände, Panik,
- Halluzinationen, Verwirrung,
- Konzentrations- und Gedächtnisprobleme.
Die Wirkung ist bei jedem Menschen anders. Manche reagieren schon auf geringe Mengen empfindlich.
Lehrkräfte sollten aufmerksam sein, wenn diese Anzeichen auftreten:
- nachlassende Leistungen,
- Rückzug, auch während Pausen,
- Trotz, Gereiztheit, Stimmungsschwankungen,
- Ängstlichkeit oder auffälliges Sozialverhalten,
- plötzliche Veränderung von Freundschaften,
- neues Freizeitverhalten, neue Kontakte,
- Besitz von Drogen oder Zubehör, wie zum Beispiel Bong (Wasserpfeife), Papers (Zigarettenpapier), Grinder (Kräutermühle),
- gerötete Augen,
- auffälliger Geruch,
- starker Appetit,
- „albernes“ Verhalten,
- verlangsamte Reaktionen, Schläfrigkeit,
- Übelkeit oder Erbrechen.
Cannabis kann gerade bei jungen Menschen ernste Folgen haben.
Je früher konsumiert wird, desto höher ist das Risiko. Denn das Gehirn entwickelt sich bis weit ins junge Erwachsenenalter, und Cannabis kann diese Entwicklung stören.
Folgen können sein:
- Beeinträchtigung von Lern- und Entscheidungsfähigkeit,
- Risiko für Psychosen bei langjährigem Konsum,
- Verzögerung in der Identitätsentwicklung,
- Probleme in Schule, Ausbildung oder Beruf.
Eine körperliche Abhängigkeit ist selten. Aber regelmäßiger Konsum kann zu einer psychischen Abhängigkeit führen: mit starkem Verlangen, Unruhe, Schlafproblemen und Ängsten.
Lehrkräfte unterliegen der Schweigepflicht, müssen aber handeln, wenn das Kindeswohl gefährdet ist. Bei anhaltendem Cannabiskonsum ist das oft der Fall. In solchen Situationen ist eine Meldung nach dem Kinderschutzgesetz verpflichtend.
Die Eltern volljähriger Schülerinnen und Schüler dürfen nur mit Zustimmung der Betroffenen informiert werden.
Es ist sinnvoll, dass Schulen ein einheitliches Vorgehen für den Umgang mit Drogenkonsum festlegen – zum Beispiel in Form eines Stufenplans. Die Präventionsbeauftragten der ZSL-Regionalstellen unterstützen dabei.
Über die zuständige ZSL-Regionalstelle können Schulen Fortbildungen und Beratungsangebote des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) erhalten.
Die Regionalstellen des ZSL helfen Schulen, Präventionskonzepte neu einzuführen oder bestehende zu verbessern. Sie orientieren sich dabei am konkreten Bedarf der Schule.
Das ZSL arbeitet in Abstimmung mit verschiedenen Fachstellen der Suchtberatung zusammen. Die ZSL-Regionalstellen unterstützen auch dabei, außerschulische Partner in die Cannabisprävention einzubinden.
Grundsätzlich ist die Einbindung des Hanfverbandes oder ähnlicher Interessengruppen in die schulische Suchtpräventionsarbeit mit Blick auf die Ziele der landesweiten Suchtprophylaxe nicht angemessen.
Allgemeine Informationen
Fortbildungen und Schulberatung
Die Präventionsbeauftragten des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) bieten Fortbildungen und Schulberatung zu Themen der Suchtprävention an:
- „Sensibilisierende Gesprächsführung mit Jugendlichen mit Risikokonsum/‐verhalten“
- Fortbildungen zu den Grundlagen der Sucht
- „Der Grüne Koffer – Methodenset Cannabisprävention“
- Aktive Teens – ein Präventionsprogramm für weiterführende Schulen
- LARS&LISA – Ein Trainingsprogramm für Jugendliche der Sekundarstufe I
- variable Online-Impulse
- Beratung und Begleitung bei der Implementierung des Themas Suchtprävention in ein bestehendes Sozialcurriculum
- Fortbildungen und Beratung zur Erstellung eines individuellen Stufenplanes
- thematische Elternabende, auch in Kooperation mit den kommunalen Suchtberatungsstrukturen
- Vermittlung eines Kontakts zu weiteren Expertinnen und Experten der Suchtprävention, wie Suchtberatungsstellen, Polizei, kommunale Suchtbeauftragte.
Gemeinsam können spezielle schulische Konzepte zur Suchtprävention erarbeitet werden.
Auch eine Unterstützung bei der Auswahl spezifischer Programme der Suchtprävention ist möglich.
Kontakt
An jeder ZSL-Regionalstelle stehen Ihnen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner zu allen Themen der Prävention zur Verfügung.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschreibt Sucht als einen Zustand, der durch den regelmäßigen Konsum bestimmter Substanzen entsteht. Daneben stehen die Formen der Verhaltenssucht (stoffungebundene Sucht).
Der Weg in die Abhängigkeit ist oft komplex. Es gibt Faktoren, die das Risiko erhöhen – aber auch solche, die schützen und stärken. Diese Schutzfaktoren können helfen, gar nicht erst in eine Sucht zu geraten – oder einen Ausstieg zu finden, wenn der Konsum bereits problematisch ist.
- Sie möchte verhindern oder zumindest verzögern, dass Kinder und Jugendliche mit legalen oder illegalen Drogen in Kontakt kommen.
- Sie soll helfen, riskantes Verhalten früh zu erkennen.
- Sie stärkt die Persönlichkeit und soziale Kompetenzen – also Fähigkeiten, die im Leben und in der Gemeinschaft schützen können.
Wissen allein reicht nicht. Entscheidend ist, wie junge Menschen lernen, mit Herausforderungen umzugehen. Deshalb steht in der schulischen Prävention die Förderung eines gesunden, positiven und widerstandsfähigen Lebensstils im Mittelpunkt.
- Grundprävention richtet sich an alle Schülerinnen und Schüler. Sie gehört zum Alltag in der Schule. Sie vermittelt Lebenskompetenzen und fördert Resilienz.
- Selektive Prävention wendet sich an junge Menschen mit besonderen Risikofaktoren. Der Fokus liegt darauf, Schutzfaktoren gezielt zu stärken.
- Indizierte Prävention ist bereits ein Schritt hin zur konkreten Unterstützung bei problematischem Konsum. Sie gehört in die Hände geschulter Fachkräfte.
Genussmittel oder Suchtmittel?
- Genussmittel: Viele Substanzen, die wir im Alltag verwenden, wirken entspannend oder belebend, etwa ein Kaffee am Morgen oder ein Glas Wein am Abend. Solange der Konsum bewusst und in Maßen geschieht, spricht man von einem Genussmittel.
- Suchtmittel: Problematisch wird es, wenn sich ein starkes Verlangen einstellt und man das Gefühl hat, nicht mehr auf eine Substanz verzichten zu können. Dann spricht man von einem Suchtmittel – und von einer möglichen Abhängigkeit.
Formen der Sucht
Es gibt zwei Formen von Sucht:
- Stoffgebundene Sucht: Diese dreht sich um Substanzen wie Alkohol, Nikotin, Cannabis, Medikamente oder illegale Drogen.
- Stoffungebundene Sucht: Diese betrifft Verhaltensweisen, zum Beispiel Glücksspiel, exzessive Mediennutzung,
Kaufsucht oder Arbeitssucht.
Beide Formen wirken auf das Belohnungssystem im Gehirn. Sie können kurzfristig positive Gefühle auslösen, aber auf Dauer die Kontrolle über das eigene Verhalten schwächen.
Das ZSL unterstützt den jährlichen Nichtraucherwettbewerb „Be Smart – Don’t Start“, an dem bis zu 1.000 Schülerinnen und Schüler aus Baden-Württemberg teilnehmen.
Weitere Informationen finden Sie auf den Seiten „Be Smart – Don’t Start Schulklassenwettbewerb“ des Landesgesundheitsamts.