Nationale und internationale Studien belegen, dass Schulen, die ihren Unterricht und ihre Schule datengestützt weiterentwickeln, auf lange Sicht erfolgreicher sind.
Durch eine Verbesserung der Schul- und Unterrichtsqualität sollen die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler verbessert werden. Dies trägt zu einer Erhöhung von Bildungschancen und Bildungsgerechtigkeit bei.
In Schulen gibt es sehr vielen Daten, die für verschiedene Zwecke im schulischen Alltag benötigt werden und mehr oder wenig systematisch genutzt werden können.
Lernstand 5
Lernstand 5 ist ein förderdiagnostisches Verfahren des Landes Baden-Württemberg für die Fächer Deutsch und Mathematik. Die Ergebnisrückmeldungen liefern den Lehrkräften fundierte Informationen über den Leistungsstand ihrer Schülerinnen und Schüler hinsichtlich der untersuchten Kompetenzen.
Aufbauend auf diesen Ergebnissen kann eine Förderung diagnosegeleitet, das heißt passgenau und zielgerichtet, erfolgen.
Die im Rahmen von Lernstand 5 zur Verfügung gestellten Förderangebote nehmen ebenfalls das gesamte Leistungsspektrum in den Blick.
VERA 3 und VERA 8
VERA 3
Die Vergleichsarbeiten VERA 3 werden eingesetzt, um den Schulen eine methodisch zuverlässige Rückmeldung zu geben, welchen Lernstand ihre Klassen gegen Ende der 3. Jahrgangsstufe erreicht haben.
Außerdem geben sie Auskunft darüber, wie weit die Klassen sich auf dem Weg zur Erreichung der nationalen Bildungsstandards am Ende der 4. Jahrgangsstufe befinden.
VERA 8
VERA 8 soll den Lernstand in Bezug auf die Bildungsstandards der Sekundarstufe I, die für Ende Klasse 9 beziehungsweise 10 definiert sind, zum Testzeitpunkt abbilden, das heißt einen Zwischenstand geben.
Dadurch werden wichtige Impulse für die weitere Schul- und Unterrichtsentwicklung gegeben.
- Schulleistungsstudien, wie
- Abschlussprüfungen (fächerbezogene Durchschnittsnoten, Anmeldenoten),
- Übergänge in der Bildungsbiografie (zum Beispiel Übergänge in der Schullaufbahn anhand der Grundschulempfehlung oder Vermittlung nach der Sekundarstufe in Berufe),
- Erfassung des sozialen Hintergrunds oder Migrationshintergrunds,
- Quote der Nichtversetzten und der Schulartwechslerinnen und -wechsler.
- Ausbildung der Lehrkräfte (Schulartbezug, Fächerkombination),
- Fortbildungen (Bedarf, Angebot, Effektivität),
- personenbezogene Gefährdungsbeurteilung (Copenhagen Psychosocial Questionnaire / COPSOQ-Erhebung),
- Schulangebote (Betreuungsangebote, Ganztag),
- Ergebnisse der internen Evaluation (für die interne Evaluation an Schulen stellt das Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg (IBBW) das nutzerfreundliche Befragungs-Portal zur Verfügung; mit diesem können sowohl Feedback als auch schulweite Evaluationen online durchgeführt werden),
- kollegiale Unterrichtshospitation,
- Erfassung von Unterrichtsqualität und Feedback.
Künftig wird das Schuldatenblatt des Instituts für Bildungsanalysen Baden-Württemberg (IBBW) eine zentrale Rolle bei der datengestützten Schulentwicklung spielen.
Im Schuldatenblatt ist Folgendes zusammengestellt:
- relevante Daten der amtlichen Schulstatistik,
- die Ergebnisse der Lernstandserhebungen und
- sonstigen statistischen Erhebungen, zum Beispiel der zentralen Prüfungsergebnisse.
Analog zum Referenzrahmen gliedert sich das Schuldatenblatt in drei Hauptbereiche:
- Rahmenbedingungen
Dieser Bereich enthält Aspekte, welche die schulische Arbeit wesentlich beeinflussen, beispielsweise Informationen zur Zusammensetzung der Schülerschaft und zur Unterrichtsversorgung an der Schule. - Prozesse
In diesem Bereich sollen künftig Ergebnisse aus systematischen, kurzen Online-Befragungen zu Kernaspekten der Schul- und Unterrichtsqualität, sogenannten zentralen Erhebungen, abgebildet werden. Die zentralen Erhebungen werden im Rahmen der Neukonzeption der Evaluation entwickelt. - Ergebnisse
Hier finden sich zentrale schulische Ergebnisdaten, beispielsweise. aus den Lernstandserhebungen und zentralen Prüfungen.
Auch nicht-fachliche Ergebnisse, beispielsweise zur Zufriedenheit der Lehrkräfte und zum schulbezogenen Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler, sollen betrachtet werden.
Die Arbeit mit Daten erfolgt in einem Dreischritt aus Analyse, Interpretation und Ableiten von Zielen und Maßnahmen.
Im ersten Schritt analysiert man die Daten. Mögliche Beteiligte bei der Datenanalyse können sein:
- Fachlehrkräfte,
- Fachkonferenzen,
- Klassenkonferenzen,
- Kollegium,
- Schulleitung
- ...
Bei der Analyse setzt man die Ergebnisse beziehungsweise Daten in Beziehung zu Bezugsnormen, und zwar:
-
eigene Erwartungen,
-
individuelle Bezugsnorm, zum Beispiel die Abweichungen von früheren Erhebungen,
-
soziale Bezugsnormen, zum Beispiel die Ergebnisse von Vergleichsgruppen (Landesmittelwert, fairer Vergleich),
-
kriteriale Bezugsnormen, zum Beispiel die inhaltliche Beschreibung von Kompetenzstufen.
Vor diesem Hintergrund dieser Vergleiche identifiziert man Datenauffälligkeiten:
-
auffällig hohe oder tiefe Werte,
-
auffällig große oder geringe Streuung,
-
als auffällig empfundene Abweichung zwischen Ergebnis und Erwartung (Überraschungen!),
-
auffällig große oder geringe Unterschiede zu den Ergebnissen von Vergleichsgruppen.
Im zweiten Schritt erfolgt die Interpretation.
Ergebnisse interpretieren bedeutet, Erklärungen für die aus der Analyse gezogenen Erkenntnisse zu suchen.
Besonderheiten und Abweichungen werden gedeutet und Hypothesen zu möglichen Ursachen und Hintergründen gebildet.
Dabei gilt es zu beachten: Die Komplexität bei der Entstehung von Schulleistungen lässt selten eine exakte Ursachenbeschreibung zu!
Schließlich muss man im dritten Schritt Ziele und Maßnahmen ableiten.
Dies bedeutet, schulische und unterrichtliche Strukturen aufgrund der Erkenntnisse, die man bei den Arbeitsschritten „Daten analysieren“ und „Daten interpretieren“ gewonnen hat, weiterzuentwickeln.
Dazu plant man Projekte und Programme, führt sie durch und evaluiert ihre Wirkung.
Da sehr viele Daten zunächst nur der Schulleitung zugänglich sind, hat sie für eine sinnvolle Informationsweitergabe zu sorgen. Dabei sollten kooperative Arbeitsstrukturen gegebenenfalls aufgebaut und genutzt werden.
Hilfreich ist es, wenn die Schulleitung
-
selbst ein hohes Maß an Data Literacy, also Wissen zum Umgang mit Daten, besitzt und
-
den Lehrkräften Unterstützung bei der Analyse, Interpretation und Nutzung von internen und externen Daten zur Verfügung (Fachexpertise, Raum, Zeit) stellt.
Daneben spielen Führungsaufgaben eine besondere Rolle:
-
Informieren und Verstehen,
-
Akzeptieren und Motivieren,
-
Diskutieren und Konkretisieren,
-
Wahrnehmen von Handlungsbedarf und Handlungschancen,
-
Aktionsplanung,
-
Umsetzung der Aktionspläne,
-
Vermarktung der Aktionen,
-
Evaluation.
Mögliche Klärungsfragen und Kriterien können sein:
- Gibt es an der Schule Steuerungs- und Planungsstrukturen und -instrumente (zum Beispiel fachbezogene Jahrgangsteams, Steuergruppen und so weiter mit gesicherten Zeitressourcen)?
- Werden Daten und deren Interpretation in strukturierte und institutionalisierte Entwicklungszyklen der Schule eingebracht?
- Gibt es verbindlich festgelegte Termine, an denen Daten analysiert und interpretiert werden und zu denen Beratungsergebnisse erarbeitet beziehungsweise Maßnahmen abgeleitet sein sollen?
- Arbeiten die beauftragten Teams als professionelle Lerngemeinschaften?
- Liegt der Fokus auf datengestützter Unterrichtsentwicklung?
- Gibt es an der Schule Regeln zum schulinternen beziehungsweise schulöffentlichen Umgang mit den Ergebnissen?
Gemäß dem Qualitätskonzept für das Bildungssystem Baden-Württembergs bietet das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) den Schulen passgenaue Unterstützung bei der Planung und Umsetzung datengestützter Qualitätsentwicklung an.
Dazu gehören die
- Qualifizierung,
- Beratung und
- Begleitung von Schulen in ihrem Qualitätsentwicklungsprozess sowie bei der internen Evaluation.
Unterstützungsprogramme
Dies wird mit langfristig angelegten, evidenzbasierten Unterstützungsprogrammen verbunden. Beispiele hierfür sind:
Unterstützungssystem der Fachberaterinnen und Fachberater Schulentwicklung (FBS)
Für die Unterstützung im Schulentwicklungsprozess steht den Schulen das Unterstützungssystem der Fachberaterinnen und Fachberater Schulentwicklung (FBS) zur Verfügung.
Fachberaterinnen und Fachberater Schulentwicklung (FBS) begleiten Schulen bei ihrer datengestützten Qualitätsentwicklung. Sie orientieren sich dabei an den individuellen Voraussetzungen und Zielen der jeweiligen Schule und unterstützen sie bei der Planung und Umsetzung.
Im Rahmen des Schulentwicklungsprozesses bieten FBS den Schulen qualifizierte Fortbildungen zu relevanten Themen für Schulleitung, Abteilungen, Berufsgruppen, Fachschaften, Lehrkräfte, Teams, Qualitätsentwicklungs- beziehungsweise Steuergruppen und das gesamte Kollegium.
Bei vielen Projekten kooperieren FBS mit anderen Expertinnen und Experten des Unterstützungssystems im Sinn einer Komplementärberatung.
- Als Beispiel sei hier das Programm „Starke BASIS!“ genannt. Ziel ist die Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Schwierigkeiten im Bereich der Basiskompetenzen Deutsch und Mathematik. Die FBS begleiten und beraten Schulen bei der Verankerung und Implementierung wirksamer Förderkonzepte in bestehende Strukturen und Prozesse an der Schule.
- Im Vorhaben „Qualitätsentwicklung durch Unterrichtsbeobachtung und Feedback“ (QUBE-F) unterstützen FBS als Grundlage für die fachbezogene Weiterentwicklung des Unterrichts beim Aufbau einer lernwirksamen Feedbackkultur.
- Ein weiteres Beispiel ist das Projekt zur Qualitätsentwicklung und zum Ausbau von Ganztagsgrundschulen, bei dem FBS in einer dialogischen Zusammenarbeit mit der Schulaufsicht die Ganztagesschulen unterstützen.
Der Beratungsansatz von FBS ist durch Allparteilichkeit gegenüber unterschiedlichen Interessengruppen einer Schule gekennzeichnet.
Die Kontaktaufnahme der Schulen mit den FBS erfolgt über die Regionalstellen.
- Einzelberatung von Schulen beziehungsweise Schulleitungen,
- Beratung zur datengestützten Schul- und Unterrichtsentwicklung,
- Unterstützung bei der internen Evaluation,
- Begleitung bei der Umsetzung der Ziel- und Leistungsvereinbarungen,
- Aufbau von Team- beziehungsweise Organisationsstrukturen,
- Beratung zu Projekt- und Prozessmanagement,
- Aufbau einer Feedbackkultur,
- Moderation von Pädagogischen Tagen beziehungsweise Nachmittagen,
- Betreuung von Netzwerken,
- Begleitung von Change-Prozessen,
- Unterstützung bei den Prozessen der Unterrichtsentwicklung in Berufsgruppen und Fachschaften,
- Begleitung im Rahmen von AVdual, komplementär mit AVdual-Beratern,
- Begleitung im Kontext fachlicher, überfachlicher und leitperspektivenbezogener Schulentwicklung.
- Sie durchlaufen eine der wertigsten Qualifizierungen im Kultusbereich in Baden-Württemberg.
- Sie verfügen über Kenntnisse des baden-württembergischen Schulsystems.
- Sie arbeiten evidenzbasiert.
- Sie arbeiten allparteilich, achten auf Partizipation von Betroffenen und Beteiligten und unterstützen Schulen bei der Gestaltung und Steuerung von Veränderungsprozessen.
- Sie unterstützen Schulen nicht nur bei ihren Anliegen, sondern befähigen sie auch, die eigenen Kompetenzen hinsichtlich Schul-, Organisations-, Unterrichts-, Personal-, Kooperations- und Technologieentwicklung weiterzuentwickeln.
- Sie verfügen über Moderationskompetenzen für Klein- und Großgruppen.
- Sie richten den Blick darauf, welche Prozessschritte notwendig sind, um arbeitsfähig zu bleiben, Selbstwirksamkeit zu erzielen und eine nachhaltige Schulentwicklung zu sichern.