08.06.2021
Mehrsprachige Lernumgebungen im Fremdsprachenunterricht: Didaktische Überlegungen zu deren Nutzen, Nutzung und Gestaltung, Prof. Dr. Daniela Elsner (Reihe „Children at Risk“ des DIPF)
16:00 - 18:00 Uhr
Zahlreiche Schüler*innen in Deutschland wachsen in mehrsprachigen Umgebungen auf. Sie erwerben z.B. die lokale Mehrheitssprache(n), Sprache(n) im Zusammenhang mit Migration, autochthone Minderheitensprache(n) und Fremdsprachen in akademischen und familiären Kontexten. Spätestens seit dem „Multilingual Turn in Language Education“ (Conteh und Meier 2014; vgl. auch May 2014) wird Mehrsprachigkeit als ein häufig vorkommender Zustand der menschlichen Existenz akzeptiert und sprachliche Heterogenität als ein Element der Vielfalt betrachtet, das die systematische Einbeziehung in den (Fremd-) (Sprachen-) Unterricht verdient. Lehrkräfte sollen bei der Gestaltung von Lernumgebungen den mehrsprachigen Sprachhintergrund der Lernenden berücksichtigen, mit dem Ziel die „reichhaltige[n] Ressourcen und Potentiale zur Ausbildung mehrsprachiger Individuen weiter[auszu]bauen und aus[zu]schöpfen“ (Reissner 2019: 459).
Mit Blick auf die Frage, wie sich mehrsprachige Lernumgebungen im Englischunterricht sinnvoll gestalten lassen, liefern insbesondere Ansätze aus der zweisprachigen Bildung wie Translanguaging (Garcia & Wey 2014) sowie aus der Mehrsprachigkeitsdidaktik (hier z.B. Interkomprehension) (Meißner & Vazquez 2011) erste Ideen für den Aufbau eines mehrsprachigen Repertoires von Schüleri*nnen.
Die didaktische Herausforderung bei der Integration solcher Ansätze im Fachunterricht liegt jedoch darin, die mehrsprachige Lernumgebung so zu gestalten, dass neben der Entwicklung einer mehrsprachigen Diskurskompetenz (Elsner & Lohe ersch. 2021), auch die Ziele des Fremdsprachenunterrichts erreicht werden. Nur sehr wenige Studien liefern erste Antworten darauf, ob und unter welchen Bedingungen mehrsprachige Lernumgebungen für die Lernenden mit Blick auf ihre fachliche Kompetenzentwicklung von klarem Nutzen sein können.
Ausgehend von ersten Überlegungen zur Modellierung mehrsprachiger Diskurskompetenz in Relation zu einer fremdsprachlichen Diskurskompetenz, werden in diesem Vortrag didaktische Überlegungen zu einer systematischen Gestaltung mehrsprachiger Lernumgebungen angestellt und durch unterrichtspraktische Beispiele veranschaulicht.
In einem zweiten Schritt werden ausgewählte Ergebnisse zur Nutzung und zum Nutzen mehrsprachiger Lernumgebungen im Kontext des Fremdsprachenunterrichts dargelegt. Im Zentrum stehen dabei die Ergebnisse einer Untersuchung zur kooperativen Erschließung digitaler mehrsprachiger Geschichten im Englischunterricht der Grundschule. (Buendgens-Kosten, Elsner & Hardy i.V.). Zuletzt wird ein digitales Fortbildungsformat für Lehrkräfte vorgestellt, das im Rahmen des QOL Verbundprojekts The Next Level (Goethe Universität Frankfurt) zum Thema Förderung von Mehrsprachigkeit und Transkulturalität im Englischunterricht entwickelt wurde.
Prof. Dr. Daniela Elsner ist Professorin am Institut für England- und Amerikastudien und Direktorin der Akademie für Bildungsforschung und Lehrerbildung (ABL).