Informationen, Angebote und Materialien zum Thema Cannabisprävention
Mit der seit dem 1. April 2024 in Kraft getretenen kontrollierten Abgabe von Cannabis rückt die Auseinandersetzung mit dem Thema Cannabisprävention in der Schule stärker in den Fokus als bisher.
Cannabis ist in Deutschland in allen Altersgruppen die mit Abstand am meisten konsumierte (bisher) illegale Droge.
Die aktuellen Entwicklungen im Bereich der schulischen Prävention stellen Lehrkräfte vor Herausforderungen im schulischen Alltag.
Das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) unterstützt Schulen und Lehrkräfte, Präventionsarbeit umzusetzen. Es schafft Rahmenbedingungen und Strukturen auf der Basis der aktuellen Gesundheits- und Präventionsforschung, bietet Fortbildungen sowie individuelle Beratungen für Schulen an.
Mit den Materialien des ZSL können Schulen die kontrollierte Abgabe von Cannabis thematisieren und in Präventionsarbeit einbinden.
Ziel von Cannabisprävention in der Schule ist, Schülerinnen und Schüler darin zu bestärken, nicht mit dem Cannabiskonsum zu beginnen und Risikokonsum zu reduzieren.
Jugendliche und Heranwachsende
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Konsum, Erwerb, Besitz und Anbau von Cannabis ist für Personen unter 18 Jahren verboten.
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Ein Verstoß ist der zuständigen Polizei- und Ordnungsbehörde zu melden, damit diese die Personenberechtigten informieren.
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Bei Anhaltspunkten für die Gefährdung des Wohls eines Kindes oder eines oder einer Jugendlichen ist der örtliche Träger der Jugendhilfe zu informieren.
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Die Weitergabe von Cannabis an Heranwachsende ab 18 bis 21 Jahren ist auf 30 Gramm pro Monat beschränkt (maximaler THC Gehalt 10 %).
Schulische Umgebung
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Der Konsum von Cannabis ist im Umkreis von 100 Metern um Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen, Kinderspielplätzen sowie öffentlich zugänglichen Sportstätten herum verboten.
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In Fußgängerzonen ist der Konsum zwischen 7:00 und 20:00 Uhr nicht gestattet.
Erwachsene
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Konsum von Cannabis in Gegenwart von Personen unter 18 Jahren ist im öffentlichen wie auch privaten Raum verboten.
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Eine Weitergabe von Cannabis an erwachsene Nicht-Mitglieder der Cannabis-Anbauvereinigungen ist verboten.
Laut den Studien der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat sich der Anteil der 12- bis 17-jährigen Jugendlichen, die mindestens einmal Cannabis probiert haben, im Jahr 2021 (9,3 %) im Vergleich zu 2011 (6,7 %) erhöht. Dennoch ist dieser Anteil im Jahr 2021 immer noch niedriger als im Jahr 2004.
Auch bei den 18- bis 25-Jährigen hat der Cannabiskonsum von 2015 bis 2021 deutlich zugenommen. Im Jahr 2021 hat die Hälfte dieser Altersgruppe Erfahrungen mit Cannabis-Konsum gemacht. Die Zahl derjenigen, die in den letzten zwölf Monaten Cannabis konsumiert haben (7,6 %), ist im Vergleich zu 2011 (4,6 %) ebenfalls gestiegen.
Cannabiskonsum ist bei jungen Männern verbreiteter als bei jungen Frauen. Im Jahr 2021 gab etwa jeder achte 18- bis 25-jährige junge Mann an, regelmäßig Cannabis zu konsumieren (12,2 %). Bei den jungen Frauen dieser Altersgruppe waren es 4,7 %.
In Bezug auf den Schultyp und den Migrationshintergrund gibt es keine statistisch signifikanten Unterschiede beim Cannabiskonsum, sowohl in der Gruppe der 12- bis 17-Jährigen als auch in der Gruppe der 18- bis 25-Jährigen.
Hanf, auch bekannt als Cannabis sativa, ist eine Pflanze, die auf der ganzen Welt angebaut und für viele verschiedene Zwecke genutzt wird. Nur die weiblichen Pflanzen werden für die Herstellung von Drogen verwendet, da sie stärkere Cannabinoide (pharmakologisch aktive Substanzen) enthalten.
Die beiden bekanntesten Cannabinoide sind Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). THC hat eine berauschende Wirkung, während CBD eher beruhigend wirkt. Diese beiden Stoffe haben die größte Auswirkung auf den menschlichen Körper.
Um den Rausch zu erleben, wird Cannabis in Form von Marihuana oder Haschisch verwendet:
- Marihuana besteht aus den getrockneten Teilen der weiblichen Pflanze. Es ähnelt einer Kräuterteemischung.
- Haschisch ist das getrocknete Harz der Cannabispflanze, das aus den Blüten und Blättern der weiblichen Pflanze gewonnen wird. Das Harz wird zu Platten gepresst und geraucht.
Die Wirkung von Cannabis hängt davon ab, wie viel konsumiert wird und wie hoch der THC-Gehalt ist. Dieser kann bei Haschisch und Marihuana variieren.
Generell führt eine mittlere oder niedrige Dosis dazu, dass die Wahrnehmung verändert wird. Manche fühlen sich entspannt, andere euphorisch. Dinge, die gehört oder gesehen werden, können intensiver wahrgenommen werden. Man wird oft gesprächiger und lacht mehr, aber die Koordination der Bewegungen kann schwieriger werden.
Wenn man jedoch zu viel Cannabis konsumiert, kann die Wirkung negativ sein. Es können Halluzinationen, Angstzustände, Panikattacken und Wahnvorstellungen auftreten. Das Gedächtnis kann beeinträchtigt werden. Es fällt schwer, klar zu denken oder mit anderen zu kommunizieren.
Die Wirkung von Cannabis ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Manche reagieren bereits auf kleine Mengen negativ.
Folgendes kann auf einen Substanzgebrauch hindeuten:
- auffällige Leistungsveränderungen,
- sozialer Rückzug auch in den Pausen,
- veränderte Beziehungen zu Freunden und Klassenkameraden,
- Trotzverhalten,
- Aggressivität, Stimmungsschwankungen, Gereiztheit, Störung des Sozialverhaltens, Ängste,
- Veränderung des Freizeitverhaltens,
- Kontakte zu Personen, die (illegale) Substanzen konsumieren,
- Besitz von Drogen und deren Zubereitungen (Harze, Pflanzenbestandteile, Öle) und Utensilien zu deren Missbrauch (unter anderem Bong, Tabak, Kräutermühlen („Grinder“), Zigarettenpapier („Papers“))
- gerötete Augen, große Pupillen,
- typischer Cannabisgeruch, zum Beispiel an der Kleidung der Jugendlichen,
- großer Appetit,
- Schläfrigkeit, Schwindel,
- „albernes“ Verhalten,
- verlangsamte Reflexe, verzögertes Antworten im Unterricht,
- Übelkeit mit Erbrechen.
Der Konsum von Cannabis hat besonders für Kinder und Jugendliche schwerwiegende Folgen. Je jünger die Person ist, die Cannabis konsumiert, desto größer sind die Risiken.
Cannabis beeinflusst die Funktion des Gehirns und seine Entwicklung. Es kann die Gehirnentwicklung verlangsamen und sogar die Struktur des Gehirns verändern. Einige Teile des Gehirns, wie die Fähigkeit, zu planen oder Entscheidungen zu treffen, entwickeln sich erst nach dem 20. Lebensjahr vollständig.
Bei Personen, die Cannabis im Jugendalter über längere Zeit konsumieren, besteht ein höheres Risiko für die Entstehung von Psychosen.
Neben den körperlichen Risiken kann Cannabis auch die persönliche Entwicklung beeinträchtigen. Dazu zählt zum Beispiel die Identitätsfindung oder der schulische Erfolg.
Körperliche Abhängigkeit von Cannabis ist seltener als bei harten Drogen, aber regelmäßiger Konsum kann zu psychischer Abhängigkeit führen. Das äußert sich in einem starken Verlangen nach der Droge. Einige Menschen reagieren darauf mit Unruhe, Nervosität, Schlafstörungen und der Entwicklung von Ängsten.
In Schulen müssen Lehrkräfte den Schutz der Persönlichkeit von Schülerinnen und Schülern gewährleisten.
Ist aufgrund eines Cannabiskonsums eine Gefährdung des Kindeswohls anzunehmen, sollen die Lehrkräfte bei den Schülerinnen und Schülern und deren Eltern auf die Inanspruchnahme von Hilfen hinwirken.
Ist dies erfolglos, sind die Lehrkräfte nach dem Gesetz zur Kooperation und Information im Kinderschutz (KKG) berechtigt, das Jugendamt zu informieren. Zu beachten ist, dass bei volljährigen Jugendlichen die Eltern nur mit Zustimmung der Jugendlichen informiert werden dürfen.
Es ist hilfreich, in der Schule einen einheitlichen Stufenplan zu haben, wie mit Cannabis- oder anderem Substanzkonsum umgegangen werden soll. Die Präventionsbeauftragten der ZSL-Regionalstellen unterstützen bei der Erstellung dieser Stufenpläne.
- „stark.stärker.WIR.“ – Regionaler Arbeitskreis für Prävention und Gesundheitsförderung, Landkreis
Ortenau
- Wann und wo: 17. April 2024 in Offenburg
- Anmeldung: LFB-online
- Entwicklung und Förderung der Selbstregulation im Hinblick auf ein erfolgreiches Lernen
- Wann und wo: 15. Mai 2024 in Offenburg
- Anmeldung: LFB-online
- Coaching von Schülerinnen und Schülern – Motivierende Impulsgespräche zur Unterstützung von
Verhaltensänderungen bei Jugendlichen
- Wann und wo: Abrufveranstaltung
- Anmeldung: LFB-online
- „Aktive Teens“ – ein Präventionsprogramm für weiterführende Schulen
- Wann und wo: Abrufveranstaltung
- Anmeldung: LFB-online
- Multiplikatorenschulung Suchtprävention-Prävention Mannheim
- Wann und wo: 6. März 2024 in Buchen
- Anmeldung: LFB-online
- Raus aus der Schule – rein in den Wald!
- Wann und wo: 24. April 2024 in St. Leon-Rot
- Anmeldung: LFB-online
- Prävention von Essstörungen mit dem Programm Bauchgefühl
- Wann und wo: Abrufveranstaltungen
- Anmeldung: LFB-online
- Suchtvorbeugung bei Jugendlichen mit dem Programm Mädchen SUCHT Junge
- Wann und wo: 13. März 2024 im Landratsamt Ulm
- Anmeldung: LFB-online
- Bausteine der Suchtprävention (Cannabis, Alkohol, Tabak)
- Wann und wo: Abrufveranstaltung
- Anmeldung: LFB-online
- Prävention von Essstörungen mit dem Programm Bauchgefühl
- Wann und wo: 15. April 2024 in Balingen
- Anmeldung: LFB-online
- Suchtprävention im Unterricht zum Thema Rauchen und Alkohol
- Wann und wo: Abrufveranstaltung
- Anmeldung: LFB-online
- Sucht und Drogen im Fachunterricht
- Wann und wo: Abrufveranstaltung
- Anmeldung: LFB-online
Über die zuständige Regionalstelle können weitere Fortbildungswünsche oder Schulberatungen erfragt werden.
Ein Online-Impuls „Cannabisprävention in Schule“ findet am 9. April und 6. Juni 2024, jeweils von 16:00 bis 17:00 Uhr statt.
Referenten
- Dr. Maurice Cabanis, Ärztlicher Direktor der Klinik für Suchtmedizin und Abhängiges Verhalten am Klinikum Stuttgart,
- Präventionsbeauftragte des ZSL, Stuttgart,
- Tobias Braun, kommunaler Suchtbeauftragter.
Inhalt
Vor dem Hintergrund der geplanten kontrollierten Abgabe von Cannabis rückt die Auseinandersetzung mit dem Thema Cannabisprävention in der Schule stärker in den Fokus als bisher.
In der Veranstaltung stehen folgende Fragen im Mittelpunkt:
- Wie wirkt Cannabis und wie wird es konsumiert?
- Welche Folgeschäden hat der Konsum bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen?
- Woran erkennt man in der Schule, dass Jugendliche Cannabis konsumieren?
- Welche aktuellen Befunde gibt es zu wirksamen Präventionsansätzen im Bereich der Cannabisprävention?
- Welche Unterstützungsangebote bietet das ZSL?
- Welche kommunalen Angebote gibt es und wie können diese genutzt werden?
Über die zuständige ZSL-Regionalstelle lassen sich Fortbildungs- und Beratungsangebote des ZSL in Erfahrung bringen.
Die Regionalstellen des ZSL unterstützen Schulen bei der Implementierung oder Optimierung von Präventionskonzepten. Sie arbeiten bedarfsorientiert und schneiden ihr Angebot individuell auf die Ansprüche der Schulen zu.
Im Rahmen von gemeinsamen Absprachen arbeitet das ZSL mit unterschiedlichen Akteuren der Suchtberatung zusammen.
Die Einbindung außerschulischer Partner im Rahmen der Cannabisprävention kann durch die ZSL-Regionalstellen unterstützt werden.
Grundsätzlich ist die Einbindung des Hanfverbandes oder ähnlicher Interessensgruppen in die schulische Suchtpräventionsarbeit mit Blick auf die Ziele der landesweiten Suchtprophylaxe nicht angemessen.
Rechtliche Hintergründe
- derzeit gültige Fassung des Cannabisgesetz (CanG),
- Fragen und Antworten der Bundesregierung zum Gesetzesentwurf,
- FAQs des Bundesdrogenbeauftragten.
Allgemeine Informationen
- Informationsangebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA),
- Basisinformationen, Faltblätter und Broschüren zum Thema Cannabis,
- Wissenschaftliche Bestandsaufnahme zu Cannabisprävention an Schulen (Publikation aus dem Jahr 2017),
- Pro und contra Argumente SWR-Wissen,
- Hintergrundinformationen, Verweis auf Materialien, Mythen zum Thema Cannabis,
- Materialien der Landeszentrale für politische Bildung auch zum Thema Cannabis,
- Unterrichtseinheiten zum Thema.
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bietet eine Informationsbroschüre für Eltern zum Thema Cannabiskonsum an. Die Broschüre vermittelt die wichtigsten Informationen zum Thema „Kiffen“ und bietet Tipps und Hinweise, um Eltern beim Umgang mit dem Thema zu unterstützen.
Außerdem finden Sie auf den Seiten von cannabispraevention.de Informationen, Handlungstipps und Hinweise zu Beratungsangeboten.