Geflüchtete Kinder und Jugendliche in den bestehenden Schulalltag aufzunehmen, stellt für Lehrkräfte eine große
Herausforderung dar. Die folgenden Inhalte unterstützen Lehrkräfte anhand von
- Informationen,
- Handlungsempfehlungen,
- Unterrichtsmaterialien und
- weiterführenden Unterstützungsangeboten.
Sicherheit und Stabilität als Ziel
Aus der Ukraine geflüchtete Kinder und Jugendliche kommen oft mit belastenden Kriegs- und Fluchterfahrungen zu uns nach Deutschland. Schule als sicheren und stabilen Ort mit einer klaren Struktur zu erleben, kann dabei Halt und Orientierung bieten. Die folgenden Informationen helfen Lehrkräften dabei, Sicherheit zu vermitteln und Hintergründe zu verstehen.
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Belastet oder traumatisiert
Geflüchtete Kinder und Jugendliche bringen viele Belastungen mit, haben aber auch wichtige Fähigkeiten und Träume, an die wir als Schule anknüpfen können.
Flüchtlingskinder und -jugendliche wurden oft unter dramatischen Umständen aus ihrer gewohnten Lebenswelt herausgerissen. Für viele von ihnen treffen deshalb einige der folgenden Erfahrungen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu:
- Sie haben Belastendes oder Traumatisches erlebt.
- Sie trauern über Verluste und Zurückgelassenes.
- Sie erleben einen „Kulturschock“ und sind „sprachlos“.
- Sie haben keine klare Perspektive mehr.
- Ihr Familiensystem ist zusammengebrochen.
Bereits einer dieser Faktoren reicht aus, um normales schulisches Lernen und die Entwicklung zu beeinträchtigen. Dann bedarf es
sensibler Unterstützung, damit das Kind oder der Jugendliche ankommen, lernen und sich entfalten kann. Viele Geflüchtete aus der
Ukraine bringen trotz ihrer schwierigen Situation auch wichtige Voraussetzungen und Ressourcen zur Bewältigung dieser Zeit mit:
- Sie können verschiedene Sprachen, oft auch Englisch.
- Sie bringen eine (gute) Vorbildung mit.
- Sie haben Unterstützung von zu Hause und/oder der Umwelt.
- Sie haben schwierige Lebenssituationen bereits bewältigt.
- Sie sehnen sich nach einem normalen (Schul-)leben.
- Sie sind neugierig und haben Ziele.
Sicherheit geben und Selbstwirksamkeit stärken ohne zu überfordern
Vor allem zu Beginn brauchen geflüchtete Kinder ein Gefühl von Sicherheit und Wertschätzung sowie Orientierung in der neuen Umgebung. Der Aufbau von intensiven Beziehungen mit Geflüchteten ist für die meisten Lehrkräfte im normalen Schulalltag mit großen Klassen oft nicht zu leisten. Dennoch können Sie schon auf einfache Art und Weise sehr wirksam unterstützen und Resilienz fördern.
Grundsätzliche Tipps zum sozialen Umgang mit Geflüchteten
Geflüchtete Kinder und Jugendliche wollen meist
- nicht auffallen und ein möglichst normaler Teil der Gruppe sein,
- nicht zu stark im Fokus stehen,
- keine generelle Sonderbehandlung.
Wichtige Hinweise zum Umgang mit Geflüchteten:
- Drängen Sie nicht durch entsprechende Fragen zum Sprechen über Flucht- und Kriegserfahrungen.
- Weisen Sie auch Ihre Schülerinnen und Schüler in der Klasse im Vorfeld darauf hin.
- Das Sprechen über mögliche Traumata sollte der Verantwortung von entsprechend geschulten Fachleuten überlassen werden.
Es gibt viele Möglichkeiten, eine stabilisierende und wertschätzende Umgebung zu schaffen, in der das Kind oder der Jugendliche Zeit hat, anzukommen und sich zu orientieren. Dabei ist es hilfreich und entlastend, auch andere Personen aus dem Schulleben einzubeziehen, vor allem Mitschülerinnen und Mitschüler:
- Unterstützen Sie eine Atmosphäre, in der sich das Kind oder der Jugendliche willkommen und akzeptiert
fühlt, zum Beispiel durch eine persönliche Ansprache, ein Lächeln, eine wertschätzende Haltung gegenüber
der anderen Kultur, aber auch klar ernannte Bezugspersonen sowie einen gut vorbereiteten ersten Tag. (Aufnahme und erste Kontakte in der Klasse)
- Fördern Sie positive Beziehungen und Erfahrungen mit Gleichaltrigen, zum Beispiel durch die Ernennung einer Schülerpatin/eines Schülerpaten, gemeinsame Spiel- und Sportaktivitäten (auch in der Pause und nach dem Unterricht), Gruppenarbeit im Unterricht.
- Geben Sie Orientierung in der Umgebung und Halt durch transparente Strukturen, zum Beispiel durch eine Schulhausführung von den jeweiligen Schülerpaten, Erklären des Stundenplans und auch Klassenregeln mit nonverbalen Hilfen, Morgenrituale.
- Fördern Sie die Resilienz, indem Sie an bestehende Stärken und Talente anknüpfen, die Selbstwirksamkeit stärken und die Wahrnehmung von emotional Positivem fördern, zum Beispiel durch die Nutzung vorhandener Sprachkenntnisse, das Aufgreifen und Fördern von Lieblingsfächern (Bsp. Matheaufgaben) und Hobbys (Bsp. Zeichnen des Lieblingstieres), Anlegen eines „Freudetagebuchs“, Sammeln von schönen Dingen.
- Halten Sie den Stresspegel möglichst niedrig und vermeiden Sie Überforderung, zum Beispiel durch klare Ansagen und nicht zu viele Entscheidungsmöglichkeiten, Rückzugsmöglichkeiten oder Einzelbeschäftigungen bei Ruhebedarf (Bsp. Mandalas ausmalen), kreative und spielerische Angebote und Ausdrucksmöglichkeiten (Musik, Bauen…).
- Gehen Sie wohlwollend mit ungewohntem oder befremdlichem Verhalten sowie Missverständnissen um, zum Beispiel erzwingen Sie keinen Blickkontakt oder Austausch. Einige der Verhaltensweisen sind kulturell bedingt, andere möglicherweise auf die Belastungserfahrungen infolge der Flucht zurückzuführen. Dabei reagiert jedes Kind/jeder Jugendliche anders: durch Sprachlosigkeit, plötzlichen Rückzug oder Weinen, aber auch Aggression, Arbeitsverweigerung oder Vermeidung und (übertriebene) Anpassung.
Genauere Beschreibungen zu den möglichen Verhaltensweisen bei Belastungserfahrungen und Traumata finden Sie in der Handreichung „Flüchtlingskinder und jugendliche Flüchtlinge in der Schule“ (PDF-Datei)
Hilfreich für das Verständnis und den Umgang mit (potentiell) traumatisierten Kindern und Jugendlichen ist das von der UNHCR herausgegebene Handbuch Flucht und Trauma im Kontext Schule (PDF-Datei) für Pädagoginnen und Pädagogen. Weitere Informationen erhalten Sie auf der ZSL-Seite zum Ukraine-Krieg „Psychologische Unterstützung“.
Geben Sie dem Kind oder dem Jugendlichen aufgrund der Belastungserfahrungen in jedem Fall Zeit beim Ankommen. Die Teilnahme am Unterricht kann zweitrangig, aber für manche auch ein stabilisierender Faktor sein. Tauschen Sie sich im Einzelfall mit Ihren Kolleginnen und Kollegen aus und ziehen Sie bei Bedarf die Unterstützung eines Schulpsychologen oder einer Schulpsychologin hinzu.
Auf der ZSL-Seite „Sprechstunden und Veranstaltungen“ finden Sie zahlreiche psychologische Unterstützungsangebote für den Umgang mit belasteten oder traumatisierten Kindern und Jugendlichen.
Aufnahme und erste Kontakte in der Schule
Kinder und Jugendliche aus der Ukraine kommen auf verschiedenen Wegen an den Schulen an und werden hier auch unterschiedlich in das bestehende System aufgenommen. Wichtig für ein gelungenes Ankommen sind in allen Fällen ein Aufnahmegespräch mit der Familie und ein möglichst gut geplanter erster Tag in der neuen Schule/Klasse. Dabei spielt natürlich auch die Verständigung eine wichtige Rolle.
Im Aufnahmegespräch geht es darum, eine erste persönliche Beziehung herzustellen, die Familie kennenzulernen, wichtige Aspekte der Bildungsbiographie und zentrale Fakten, die für die Beschulung wichtig sind, zu erfassen. Nach Möglichkeit sollte neben der Schulleitung oder einer designierten Person von der Schulleitung auch die zukünftige Klassenlehrkraft, möglichst aus VKL/VABO, sowie gegebenenfalls eine Sozialarbeiterin oder ein Sozialarbeiter sowie eine Dolmetscherin oder ein Dolmetscher anwesend sein.
Tipp: Erkundigen Sie sich, ob es in Ihrer Stadt oder Ihrem Landkreis einen Dolmetscher- oder Sprachmittlerpool (zum Beispiel über das Landratsamt) gibt. Dort wird Ihnen bei der Vermittlung geholfen. Gegebenenfalls gibt es auch ukrainische Eltern an Ihrer Schule, die unterstützen können.
Wichtig für das Gespräch:
- Nehmen Sie sich Zeit und hören Sie zu, v. a. wenn die Familie berichten möchte.
- Sprechen Sie auch direkt mit dem Kind/dem Jugendlichen, zum Beispiel über Hobbys, Lieblingsfächer, Ziele.
- Fragen Sie nach der Bildungsbiographie und vorhanden Zeugnissen.
- Ermitteln Sie die Sprachkenntnisse (alle Sprachen).
- Greifen Sie Sorgen und Fragen der Eltern auf, aber auch ihre Ressourcen, zum Beispiel Frage nach dem gelernten oder ausgeübten Beruf.
- Zeigen Sie auf, wie die Eltern unterstützend wirken können, zum Beispiel durch Vorbereitung eines Frühstücks für die Schule, Achten auf Schlafenszeiten, gemeinsames Wiederholen von gelernten Wörtern und Ausprobieren beim Einkaufen, keine Überforderung durch Bestehen auf schulische Leistungen und Hausaufgaben in der Anfangszeit.
- Fragen Sie nach bestehenden Unterstützungssystemen, zum Beispiel andere Familienmitglieder, betreuende Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter.
- Denken Sie an relevante gesundheitliche Fragen wie Vorerkrankungen, Allergien, Impfungen (v.a. Corona, Masern) und gegebenenfalls auch Schwimmkenntnisse.
- Vermitteln Sie Sicherheit und geben Sie Orientierung durch klare Bezugspersonen und Transparenz über bestehende Strukturen.
- Informieren Sie über die wichtigsten Regeln in der Schule, zum Beispiel bei Krankheit.
- Sprechen Sie über den Verlauf und die Vorbereitung des ersten Tages.
- Händigen Sie ein Übersichtsblatt aus mit den wichtigsten Informationen und Kontaktpersonen in leichter Sprache oder gegebenenfalls übersetzt auf Englisch/Ukrainisch.
Wichtig: Sofern die Eltern bzw. das Kind/der Jugendliche nicht von sich aus von der Flucht oder Kriegserlebnissen erzählen, sollten konkrete Fragen dazu vermieden werden.
Für Gesprächsimpulse und das Protokoll können Sie diese erprobte Vorlage (PDF-Datei) verwenden. Hier finden Sie auch die oben genannten Tipps für das Gespräch.
In den ersten Wochen beobachtet die VKL/VABO-Lehrkraft oder gegebenenfalls die Regelklassenlehrkraft die individuelle Entwicklung der Schülerinnen und Schüler und entscheidet zusammen mit der Schulleitung über das weitere Vorgehen. Gegebenenfalls können erste Diagnosen zu den kognitiven Fähigkeiten und den vorhandenen Kompetenzen in den einzelnen Fächern erfolgen (in den ersten Tagen des Ankommens noch vermeiden). Die Diagnostik sollte von geschultem Personal durchgeführt werden, da diese auch mit den entsprechenden Verfahren (zum Beispiel. 2P-Analyse) und der Auswertung vertraut sind.
Tipp: Bei Unklarheiten in der Zuweisung oder Organisation der Beschulung erhalten Sie Unterstützung bei den zuständigen Ansprechpersonen für den Fachbereich „Integration durch Bildung (VKL/VABO)“ an den jeweiligen Staatlichen Schulämtern (PDF-Datei) und Regierungspräsidien (PDF-Datei). Fortbildungen zur Diagnostik und Beschulung von Schülerinnen und Schülern mit keinen oder wenig Deutschkenntnissen werden von Fortbildenden für VKL/VABO über LFB-online angeboten.
Der erste Kontakt mit der Klasse
Eine gelungene Aufnahme in der zugewiesenen Klasse ist zentral für das Ankommen von Geflüchteten. Sie können auf verschiedene Weise wesentlich dazu beitragen.
- Informieren Sie alle betreffenden Lehrkräfte und die Aufnahmeklasse über die Ankunft mit dem wichtigen Hinweis, keine direkten Fragen zur Flucht oder Kriegserlebnissen zu stellen.
- Überlegen Sie gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern, wie sich die neue Schülerin bzw. der neue Schüler am schnellsten wohlfühlen könnte, zum Beispiel Integrieren beim gemeinsamen Spiel in der Pause (Sonderbehandlungen vermeiden).
- Finden Sie zur Unterstützung eine Schülerpatin oder einen Schülerpaten (gegebenenfalls ein Team), nach Möglichkeit aus der VKL/VABO aufgrund von ähnlichen Vorerfahrungen.
- Organisieren Sie einen Platz im Unterrichtsraum (möglichst nicht an einem Einzeltisch in der letzten Reihe) und stellen Sie ein erstes Unterrichtsmaterialpaket zusammen.
- Hängen Sie im Klassenraum zusammen mit der Klasse Willkommensschilder in den Herkunftssprachen der Lernenden und auch der neu aufzunehmenden Schülerin/des Schülers auf.
- Nehmen Sie als Klassenlehrerin oder Klassenlehrer das Kind oder den Jugendlichen persönlich in Empfang, gegebenenfalls auch zusammen mit der Schülerpatin/dem Schülerpaten.
- Schaffen Sie Zeit und Raum für das gegenseitige Kennenlernen in der Klasse. Lassen Sie dabei
unbedingt alle Sprachen zu (viele ukrainische Geflüchtete sprechen auch Englisch) und nutzen Sie die Sätze, die bereits die
meisten Geflüchteten selbst schon gelernt haben (Ich bin/heiße…, Ich bin…. alt, Ich komme aus…, Ich wohne in
…, Meine Hobbys sind…). Zur Auflockerung bieten sich auch die Integration von Bewegungen und kreative Zugänge an. Vorschläge
für Kennenlernaktivitäten (PDF-Datei), die auch mit keiner oder wenig Sprache auskommen.
- Geben Sie Gelegenheit die neue Schulumgebung kennenzulernen, zum Beispiel durch eine Schulhausführung mit den Paten und/oder die Erstellung eines kleinen Posters, auf dem die Schülerin/der Schüler Fotos von der Schule beschriften kann.
- Vermitteln Sie wichtige Klassen- und Schulregeln, denn sie geben Halt. Nutzen Sie hierfür auch Bilder und nonverbale Ausdrucksmöglichkeiten und beziehen Sie die Klasse ein.
- Falls Sie an der Wand schon Steckbriefe der Schülerinnen und Schüler haben, lassen Sie auch einen Steckbrief erstellen.
Weitere Praxishinweise mit Spielen und Übungen zur Schaffung eines stabilen Lernumfelds (nicht nur) für geflüchtete Kinder und Jugendliche finden Sie in dem Online-Handbuch von Healing Classrooms (PDF-Datei). Außerdem gibt es zahlreiche Beispiele und Orientierungshilfen für alle Schularten in der Handreichung des Landes Gemeinsam den schulischen Anfang gestalten (PDF-Datei).
Verständigungshilfen für die erste Zeit
Hilfreich bei der Kommunikation ist es, zunächst auf vorhandene Ressourcen bei den Geflüchteten als auch in der Schulcommunity zurückzugreifen.
- Nutzen Sie Englisch als mögliche gemeinsame Sprache.
- Binden Sie Ukrainisch sprechende Kinder und Jugendliche oder Eltern aus Ihrer Schulgemeinschaft als Dolmetscher oder Dolmetscherin mit ein.
- Sprechen Sie in jedem Fall langsam und deutlich in leichtem Deutsch.
- Unterstützen Sie Ihre Worte mit Gestik, Mimik und gegebenenfalls Visualisierungen.
Und wenn das auch an seine Grenzen stößt:
Übersetzerprogramme sowie Online-Tools und Materialien, die insbesondere für den Umgang und die Arbeit mit Geflüchteten erstellt wurden, haben sich bewährt. Wichtig sind vor allem die sogenannten „Überlebensfloskeln“ und „Classroom phrases“, die in diesem Mini-Glossar (PDF-Datei) von fünf Seiten auf Deutsch und Ukrainisch für die Schule zusammengestellt sind.
Zusätzlich hilfreich sind:
- Ukrainisch-Deutsch Wörterbuch: Eine „Reise Know-How Aktion“ (eBook im PDF-Format)
- Erste Schritte im Deutschen: Ein Heft mit ukrainischen Übersetzungen (PDF-Datei), wichtigen ersten Sätzen und Illustrationen der Flüchtlingshilfe München zum kostenlosen Download
- Online-Bildwörterbuch: Babadada Bilderwörterbuch mit der Zielsprache Ukrainisch
- Refugee Phrasebook: Ein Onlinetool mit einer Sammlung von hilfreichen Sätzen, Redewendungen und Vokabeln für Geflüchtete, Helfer und Helferinnen, auch auf Ukrainisch.
Unterricht und Teilhabe am Unterricht
Die Beschulung von Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine hängt wesentlich von den individuellen Voraussetzungen bzw. Bedarfen sowie den schulischen Gegebenheiten vor Ort ab. Es ist sowohl eine Aufnahme in Vorbereitungsklassen (VKL/VABO), gegebenenfalls mit Teilintegration in die Regelklassen, oder eine direkte Aufnahme in die Regelklassen möglich. Ab einem Alter von 15 Jahren können Jugendliche auch in Berufsschulklassen aufgenommen werden. Außerdem stehen ukrainische Lernmateralien bzw. Unterrichtsmodule zur Verfügung, die die Kinder und Jugendlichen entweder durch Selbststudium zu Hause oder aber auch während des Unterrichts in der Schule bearbeiten können.
Um Überforderungen zu vermeiden und möglichst die Expertise der gesamten Schulgemeinschaft zu nutzen, können folgende Überlegungen hilfreich sein:
- Zuweisung des Kindes/Jugendlichen in eine feste Gruppe (vorzugsweise VKL/VABO) mit möglichst wenig Lehrkräftewechsel und Schülerpaten als gleichaltrige Bezugsperson (ganz besonders wichtig, wenn eine direkte Integration in die Regelklasse erfolgt)
- Kinder und Jugendliche sowie gegebenenfalls Familien an der Schule, die ukrainisch sprechen, zur Unterstützung und Vermittlung einbinden
- Expertenwissen von VKL/VABO Lehrkräften nutzen, da sie bereits viele Vorerfahrungen mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen mitbringen. Bei neu eingerichteten Klassen empfiehlt sich auch der Austausch mit anderen Schulen (Kontakt über Ansprechpersonen an den Staatlichen Schulämtern und Regierungspräsidien: siehe unten).
- Auf vorhandene Kommunikationsstrukturen für den Austausch und die gegenseitige Unterstützung unter dem pädagogischen Fachpersonal zurückgreifen
- Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sowie gegebenenfalls Schulpsychologinnen und Schulpsychologen einbeziehen
- Zur Begleitung der Kinder und Jugendlichen empfiehlt sich auch eine Zusammenarbeit mit der jeweiligen Kommune, die mit Flüchtlingshelferkreisen und anderen bestehenden Angeboten zusätzlich unterstützen kann. Auf der Seite der Bildungsregionen finden Sie bestehende Projekte und Aktivitäten in Ihrer Region.
- Die Elternschaft, das Kollegium und den Schülerrat zur Unterstützung der Flüchtlingsfamilien und der Förderung einer interkulturellen Öffnung einbeziehen. Auf dem Fachportal „Integration-Bildung-Migration“ finden Sie hierzu mehr Informationen und konkrete Handlungsmöglichkeiten.
- Bei Bedarf Ansprechpersonen für den Fachbereich „Integration durch Bildung (VKL/VABO)“ (PDF-Datei) an den jeweiligen Staatlichen Schulämtern und Regierungspräsidien (PDF-Datei) oder den ZSL-Regionalstellen kontaktieren.
Für Kinder und Jugendliche mit nichtdeutscher Herkunftssprache und geringen Deutschkenntnissen sind an vielen allgemein bildenden Schulen Vorbereitungsklassen (VKL) und an Beruflichen Schulen Klassen des Vorqualifizierungsjahrs Arbeit und Beruf mit Schwerpunkt Erwerb von Deutschkenntnissen (VABO) eingerichtet. Sie bereiten auf die Integration in den Regelunterricht oder die Ausbildung vor. Der Leitfaden VABO des Landesbildungsservers bietet Lehrkräften dabei Unterstützung. In vielen Vorbereitungsklassen erfolgt in der Regel auch eine schrittweise und individuell abgestimmte Teilintegration (Überblicksblatt zur Teilintegration (PDF-Datei)) durch die Teilnahme an einzelnen Fächern in einer zugewiesenen Regelklasse. Wenn Sie an Ihrer Schule eine neue Vorbereitungsklasse einrichten, können Sie diesen Schnellüberblick zu VKL (PDF-Datei) mit wichtigen Verlinkungen verwenden. Wichtige Informationen zur Beschulung von ukrainischen Kindern und Jugendlichen finden Sie auf der Ukraine-Seite des Kultusministeriums Baden-Württemberg in mehreren Sprachen.
Der Fokus liegt auf dem Spracherwerb (Deutsch als Zweitsprache) sowie der Vermittlung von lebensweltbezogenen Kompetenzen bzw. Demokratiebildung. Außerdem wird meist fachsensibler Sprachunterricht angeboten (zum Beispiel Mathematik, Musik etc.). Für den Unterricht mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine eignen sich auch die Materialien, die im folgenden Abschnitt zur „Beschulung in den Regelklassen" angegeben sind sowie unter ukrainischen Lernangeboten.
Weitere Hinweise zur Organisation, den Inhalten und Umsetzung finden Sie auf dem Fachportal Integration-Bildung-Migration des Landesbildungsservers Baden-Württemberg.
Hier finden Sie unter „Fortbildungsangebote“ auch Hinweise zu Unterstützungsangeboten von erfahrenen Fortbildnerinnen und Fortbildnern:
- Fortbildungen, zum Beispiel „Basics zum Spracherwerb und Unterrichten in VKL/VABO“
- Regionale Netzwerktreffen zum Austausch mit anderen Lehrkräften
- Kurzinputs, zum Beispiel Tipp des Monats und Musik-Tipp für Ihren Unterricht in VKL
Landesweit angebotene Veranstaltungstermine zu VKL und VABO finden Sie auf LFB-Online.
Fortbildungsangebote für Lehrkräfte Beruflicher Schulen zur Sprachförderung und DaZ/DaF finden Sie LFB-Online.
Wenn keine Teilnahme an einer Vorbereitungsklasse oder -kurs mit geschultem Personal möglich ist, sollten dennoch Möglichkeiten zum schrittweisen Spracherwerb (DaZ – Deutsch als Zweitsprache) in der Regelklasse geschaffen werden. Neben den Verständigungshilfen mit wichtigen Classroom Phrases und hilfreichen Wörterbüchern sind hier einige kostenlose Unterstützungsmaterialien aufgeführt, die sich auch gut zum Selbstlernen eignen. Für die Erweiterung von Fachkompetenzen können auch ukrainische Schulbücher und entsprechendes Lernmaterial verwendet werden.
Speziell für berufliche Schulen ist zum sprachsensiblen Unterricht der Leitfaden "Sprachsensibel unterrichten in allen Fächern" unter „Berufliche Schulen/Sprachsensibel Unterrichten Leitfaden“ (PDF-Datei) erhältlich.
- Der Mildenberger Verlag stellt aufgrund der Ukrainekrise derzeit kostenlose Materialien und ganze Arbeitshefte zum Download zur Verfügung:
-
- DaZ Alphabetisierungskurs für Kinder und Jugendliche,
- DaZ Kurse: „Willkommen in Deutschland“ für Kinder und Jugendliche,
- Fördermaterialien Mathematik für Kinder nicht deutscher Herkunft,
- Digitale Lesetexte auf Deutsch und Englisch.
- Von der Flüchtlingshilfe München können Bildkarten mit den wichtigsten Wörtern und Phrasen auf Deutsch-Ukrainisch (PDF-Datei) heruntergeladen werden. Diese können gut begleitend eingesetzt oder als Wörterbuch benutzt werden. Auch das digitale Bildwörterbuch der Firma Babadada und die Bildwörterseiten zum Download der Tüftel Akademie stehen auf Ukrainisch zur Verfügung.
- Die Deutsche Welle bietet mehrere digital und interaktiv aufbereitete Materialien, die auch als App auf das Ipad oder Handy heruntergeladen werden können. Bei den Kursangeboten sind mehrere Ausgangssprachen wählbar, darunter auch Ukrainisch oder Russisch. Angebote bei keinen oder wenig Deutschkenntnissen erforderlich sind:
-
- Einstufungstest,
- Lern das Alphabet und die Aussprache,
- „Nicos Weg“: Videobasierte Deutschkurse (A1–B1),
- „Das Deutschlandlabor“: Leben und Gesellschaft in Deutschland (A2).
- ZUM Deutsch lernen ist eine Plattform für DaF und DaZ, erstellt im Rahmen des Projekts der Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet e. V.. Neben interaktiven Übungen zu zentralen Themen- und Handlungsfeldern gibt es auch Lernpfade, Glossare und Tipps für Lehrkräfte. Außerdem wurde ein Materialangebot speziell für Geflüchtete aus der Ukraine zusammengestellt.
- „Lehrerlenz“ ist eine über Jahre weiterentwickelte Webseite von einem engagierten Lehrer für Deutsch als Zweitsprache, der hier systematisch aufgebaut Online-Übungen für jugendliche Zuwanderer und Flüchtlinge zur Verfügung stellt. Dazu gehören neben grammatischen Themen auch Wortschatz und Textverständnis in verschiedenen Fächern.
- Die Lern-App „Anton“ eignet sich für den interaktiven Spracherwerb und Kompetenzerwerb
in Deutsch, Mathe, Englisch, Sachunterricht, Biologie, Musik und DaZ für die Klassen 1-10. Der DaZ-Bereich ist noch im Aufbau, aber
hier können zum Teil auch die Grundschulmaterialien Deutsch verwendet werden.
- Auf Planet Schule sind speziell die Videos „Deutsch mit Socke“ für das Deutschlernen von jüngeren Kindern geeignet. Außerdem gibt es für Grundschulkinder das interaktive Lernspiel „Mumbro & Zinell“ mit der zugehörigen Videoreihe.
- Eduki bietet für die Grundschule einige Willkommensmaterialien für geflüchtete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine an, die auch über den Spracherwerb hinausgehen.
- Die Deutsche Welle bietet mit der Serie Nicos Weg ebenfalls die Möglichkeit mit Videoclips Deutsch zu lernen.
- Für junge Erwachsene in der Oberstufe oder an beruflichen Schulen sind auf dem Webportal des Goetheinstituts hilfreiche Videos, Podcasts und interaktive Materialien zusammengetragen. Diese geben auch einen guten Einblick in die Arbeitswelt in Deutschland.