
Seit 2019 bildet der Leitfaden Demokratiebildung mit den vier Handlungsfeldern und Demokratiekompetenzen eine verbindliche Grundlage für alle allgemein bildenden und beruflichen Schulen in Baden-Württemberg:
- Wie kann Demokratiebildung in Schule und Unterricht gelingen?
- Welche Demokratiekompetenzen brauchen junge Menschen?
Informationen und Downloads rund um den Leitfaden Demokratiebildung
- Der Leitfaden Demokratiebildung steht Ihnen auf der Seite „Publikationen“ des Kultusministerium Baden-Württemberg als Download (PDF-Datei) zur Verfügung.
- Auf den Seiten des Kultusministeriums finden Sie auch Hintergrundinformationen und wichtige Fragen
und Antworten zum Leitfaden.
Grundlage des Leitfadens ist der Beschluss der Kultusministerkonferenz „Demokratie als Ziel,
Gegenstand und Praxis historisch-politischer Bildung und Erziehung in der Schule“ (PDF-Datei) von 2009. Dieser unterstreicht die
Bedeutung von Demokratiebildung für Schulen.
Die vier Handlungsfelder im Leitfaden Demokratiebildung
Der Leitfaden teilt das Thema in vier Handlungsfelder auf. Diese verdeutlichen, dass Demokratiebildung mehr als eine Aufgabe der gesamten Schule ist.
Es wird unterstrichen, das Demokratiebildung umfassend verankert werden muss, und zwar:
- in allen Fächern,
- in der Schulkultur und
- gemeinsam mit externen Partnerinnen und Partnern im Schulalltag.
Die unter den Rubriken Handlungsfeld 1 bis 4 verlinkten Praxisbeispiele zeigen, wie Demokratiebildung konkret umgesetzt werden kann.
[Es] sind alle Fächer aufgefordert, die jeweils spezifischen Schnittflächen zur Demokratiebildung herauszuarbeiten und auch politische, rechtliche, ethische, ökologische und ökonomische Aspekte im Unterricht abzubilden.
Praxisbeispiel 1: Debattieren im Deutschunterricht: Jugend debattiert
Sich gegenseitig zuzuhören, kritische Fragen zu stellen und zu argumentieren – das sind Grundlagen unseres Zusammenlebens,
die im Deutschunterricht erlernt werden können: Jugend
debattiert
Praxisbeispiel 2: Partizipation in Gemeinschaftskunde: Lebendige Demokratie
Eine lebendige Demokratie funktioniert als Dialog und ermöglicht die Partizipation von jungen Menschen. In Gemeinschaftskunde
werden die Grundlagen unserer Demokratie vermittelt: Lebendige
Demokratie
Praxisbeispiel 3: Friedensbildung in Religion oder Ethik
Frieden ist keine Selbstverständlichkeit. Umso wichtiger ist es, das Thema Frieden in Fächern wie Religion oder Ethik
anzusprechen: Friedensbildung
Praxisbeispiel 4: Landeskunde in Geographie und Geschichte
Im Geographie- und Geschichtsunterricht können Zahlen, Daten und Fakten zu Baden-Württemberg ebenso unterrichtet werden wie
Einblicke in die Landes- und Kommunalpolitik, die Geschichte und die Geographie des Landes: Landeskunde
Fächerverbindender und fächerübergreifender Unterricht erschließt unterschiedliche Zugänge, Perspektiven und wechselseitige Zusammenhänge für die Demokratiebildung. Dabei verbinden sich insbesondere gemeinsame Projekte zu relevanten und altersgemäßen Fragestellungen und Inhalten mit vielfältigen Möglichkeiten und Chancen.
Praxisbeispiel 1: Grundrechtefibel
Die Grundrechtefibel hat sich zum Ziel gesetzt, dass Kinder ihre Grundrechte schon im Grundschulalter kennenlernen, verstehen und
wertschätzen. Die beiden Identifikationsfiguren Poli und Tik zeigen, wie das geht: Grundrechtefibel
Praxisbeispiel 2: Bitte was?! Kontern gegen Fake und Hass
„Bitte was?!“ ist Teil der landesweiten Kampagne #RespektBW und setzt sich für ein respektvolles Miteinander ein.
Hass, Fake News und Intoleranz im Netz sind fächerübergreifende Themen, zu denen zahlreiche Lehrmaterialien entwickelt wurden:
Praxisbeispiel 3: Demokratiekosmos Schule
Wie kann eine Schule mit antidemokratischen Situationen umgehen?
Demokratiekosmos Schule zeigt, wie Pädagoginnen und Pädagogen in Fällen von Antisemitismus oder Rechtsextremismus handeln
können: Demokratiekosmos Schule
Eine demokratische Schulkultur macht demokratische Normen und Mechanismen zur Grundlage für die Ausgestaltung der Beziehungen zwischen allen Akteurinnen und Akteuren und der unterschiedlichen Bereiche des Schullebens. Den Rahmen hierfür bilden die für die Schule verbindlichen Rechtsnormen und Vorgaben im Grundgesetz, in der Landesverfassung, im Schulgesetz und in Verordnungen und Erlassen. Innerhalb dieser Vorgaben bestehen große Freiräume für die Weiterentwicklung einer demokratischen Schulkultur, die sich an den spezifischen Bedarfen der jeweiligen Schule orientiert.
Praxisbeispiel 1: SMV-Arbeit
Die Mitverantwortung der Schülerinnen und Schüler (SMV) ist ein zentraler Baustein von Demokratiebildung an Schulen. Zusammen
mit den Verbindungslehrkräften können alle Schülerinnen und Schüler das Schulleben mitgestalten.
Praxisbeispiel 2: aula
Das Beteiligungskonzept aula ermöglicht Jugendlichen Mitbestimmung, unterstützt durch eine Online-Plattform und eine
didaktische Begleitung. Damit können demokratische Prinzipien und Selbstwirksamkeit in der Schule erfahren werden: aula
Praxisbeispiel 3: Schule als Staat
„Schule als Staat“ ist eine Simulation des kompletten staatlichen Systems. Dabei wird eine Schule für einige Tage in
einen selbstständigen Staat umgewandelt, mit allen notwendigen Funktionen: Schule
als Staat
Demokratiebildung kann in besonderer Weise von der Zusammenarbeit mit externen Partnerinnen und Partnern profitieren: Berührungspunkte zu zivilgesellschaftlichem Engagement und politischer Beteiligung im näheren Umfeld, authentische Lernorte ([zum Beispiel] in einer Gedenkstätte, im Rathaus, in einem Gericht, im Landtag, in einem Betrieb oder in einer Sozialeinrichtung), Kooperationsveranstaltungen mit externen Partnerinnen und Partnern eröffnen Möglichkeiten, die herkömmliche Rhythmisierung und Gestaltung von Unterrichtsformaten aufzubrechen.
Praxisbeispiel 1: Gedenkstätten
Gedenkstätten sind wichtige Orte, um aus der Geschichte für die Gegenwart und die Zukunft zu lernen.
Im Jahr 2021 hat das Kultusministeriums deshalb Bildungspartnerschaften und die Bedeutung außerschulischer Geschichtsorte für den Unterricht gestärkt.
Es finden regelmäßig Fachtage Demokratiebildung und Gedenkstätten statt. Die Website „Gedenkstätten“
listet zahlreiche Partnerinnen und Partner in Baden-Württemberg auf: Gedenkstätten
Praxisbeispiel 2: Lernen durch Engagement
Sich für andere Menschen engagieren und sich für das Gemeinwohl einsetzen – das ist das Ziel hinter „Lernen durch Engagement“ oder auch „Service Learning“.
Die Kooperationsvereinbarung
des Kultusministeriums aus dem Jahr 2022 unterstreicht, wie wichtig es ist, gesellschaftliches Engagement mit dem Schulunterricht zu
verknüpfen: Lernen durch Engagement
Praxisbeispiel 3: Läuft bei dir – Demokratietraining für Jugendliche
„Läuft
bei Dir!“ ist eine Initiative für wertebasierte Demokratiebildung und richtet sich an junge Menschen, die den Übergang
von Schule zu Beruf durchlaufen.
Die vier Bausteine im Leitfaden Demokratiebildung
Der Leitfaden ist spiralcurricular angelegt. Das bedeutet, dass die Demokratiekompetenzen, die erworben werden, im Laufe einer Schullaufbahn immer wieder auftauchen.
Die Zitate in den Rubriken Baustein 1 bis 4 vermitteln einen ersten Eindruck, zu welchen Aspekten Demokratiebildung konkret im Unterricht stattfinden kann.
Anhand des Leitfadens Demokratiebildung selbst oder des ZSL-Podcasts Demokratie.Macht.Schule können die vier Bausteine entsprechend vertieft werden.
- Mit Pluralismus umgehen
- Richtig streiten lernen
- Glauben und Toleranz verbinden
Die Schülerinnen und Schüler setzen Aspekte ihrer Identität in Bezug zur Pluralität, die sie in ihrer Umgebung antreffen. Dazu gehören unter anderem individuelle Eigenschaften, Neigungen, Stärken und Schwächen, Erwartungen, Rollenbilder, Werte und religiöse Überzeugungen. Dabei erkennen sie Normalität in der Unterschiedlichkeit und Gemeinsamkeiten in der Verschiedenheit.
Unter der Überschrift „Diskriminierungskritische
Schule“ wird dieser Baustein ebenfalls am ZSL aufgegriffen.
- Rechte wertschätzen und respektieren
- Mit Erwartungen, Regeln und Normen umgehen
- Grundsätze für Gerechtigkeit entwickeln
Aus der Kenntnis ihrer eigenen Rechte heraus entwickeln die Schülerinnen und Schüler die Fähigkeit, reflektiert und angemessen mit Verhaltenserwartungen, Regeln und Normen umzugehen. Sie lernen, Prozesse der Regel- und Rechtssetzung auf unterschiedlichen Ebenen unter demokratischen Gesichtspunkten zu akzeptieren [beziehungsweise] zu hinterfragen und erkennen eigene Mitwirkung-/Beteiligungsmöglichkeiten.
- Gleichwertigkeit anerkennen
- Solidarität und Verantwortung entwickeln
Die Bereitschaft, andere Menschen in ihrer Individualität, in ihren Rechten und Bedürfnissen als gleichwertig und gleichberechtigt anzuerkennen, setzt bei der Bewusstmachung der eigenen Sozialisation sowie der eigenen Wünsche, Erwartungen und Forderungen an. Daraus entwickeln die Schülerinnen und Schüler einen Maßstab für Toleranz, Respekt, Gerechtigkeit und Solidarität im Verhalten gegenüber anderen Menschen oder Gruppen.
- Informationen sammeln und einordnen
- Diskutieren und entscheiden lernen
- Mitmachen üben
Dieser Baustein stärkt die Schülerinnen und Schüler vor allem in ihren Medien- und Beteiligungskompetenzen. Sie lernen, relevante Informationen aus unterschiedlichen Quellen zu sammeln, einzuordnen und angemessen zu bewerten. [...] Sie „trainieren“ politisches Denken und demokratische Willensbildungsprozesse, sie erproben sich in ihren Beteiligungskompetenzen durch Mitwirkung und Gestaltung konkreter Vorhaben und Projekte und erkennen politische Partizipationsmöglichkeiten.