Der am 24. Februar 2022 begonnene Krieg Russlands gegen die Ukraine stellt für Russland und die Ukraine, aber auch für Europa und die Weltgemeinschaft in mehrfacher Hinsicht eine Zeitenwende dar. So bedeutet der jetzt begonnene Krieg, der schon mit der Annexion der Krim 2014 durch Russland und der Errichtung der Volksrepubliken Luhansk und Donezk im Donbass in eine gewaltsame Phase eingetreten war, eine neue Dimension der Auseinandersetzung.
Historische Zusammenhänge
Die verflochtene Geschichte der beiden Staaten Russland und Ukraine, die bis in die Zeit der Kiewer Rus zurückreicht und im zaristischen wie sowjetischen Imperium weitergeführt wurde, einerseits, und die Bedeutung Russlands als Nachfolgestaat der zerfallenen Sowjetunion und Atommacht in Zusammenhang mit den internationalen Gegebenheiten andererseits zeigen, dass dieser Krieg mehr ist als ein regionaler Konflikt zwischen zwei Staaten. Diese Gegebenheiten und nicht zuletzt die Aberkennung einer eigenen Nationalität der Ukraine durch Russlands Führung machen es notwendig, genauer auf die Geschichte der Ukraine (und Russlands) zu blicken und die Konfliktlinien zu identifizieren.
Sicherheitspolitische Aspekte
Darüber hinaus sind aktuelle sicherheitspolitische Belange zu berücksichtigen wie die Rolle der internationalen Staatengemeinschaft (UNO) und die der verschiedenen Bündnisse (NATO, EU).
Quellen und Hintergrundinformationen
Sowohl zu den historischen Zusammenhängen als auch den sicherheitspolitischen Aspekten finden Sie im Folgenden Internetlinks und Literaturhinweise.
Neben den Nachrichtenportalen der verschiedenen Zeitungen haben die Bundeszentrale für politische Bildung und die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg eine Vielzahl unterschiedlicher Materialien
- Seite „Krieg in der Ukraine“
der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb)
- Unterrichtsmaterialien zur Ukraine-Krise der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (lpb BW)
- Planspiel „Ukraine – Zwischen Europäischer Union und Eurasischer Wirtschaftsunion“ der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (lpb BW)
Die folgenden Internetseiten bieten gutes Hintergrundmaterial an und werden auch regelmäßig aktualisiert:
- Zeitschrift Osteuropa: Die Website der Zeitschrift
„Osteuropa“ wird von der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde e. V. herausgegeben.
- Sie bietet neben den einzelnen Heften auch Volltexte aus der Zeitschrift kostenlos an.
- Darüber hinaus wird gutes Kartenmaterial zur Verfügung gestellt.
- Zeitschrift New Eastern Europe: Die englischsprachige Zeitschrift „New Eastern Europe“, die in Polen erscheint, wird vom Jan Nowak-Jeziorański College of Eastern Europe (Kolegium Europy Wschodniej) in Wrocław herausgegeben und ist regierungsunabhängig. Neben aktuellen Texten findet man dort auch ältere Texte.
Auf der Seite der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen findet man
- reichhaltiges Material,
- verschiedene Dossiers und
- Hinweise zu Online-Veranstaltungen.
Die Seiten der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) / Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit bieten vielfältiges wissenschaftlich aufbereitetes Material zu allen Themen der internationalen Politik.
So finden sich dort umfangreiche Dossiers, aber auch Interviews und kürzere Texte unter „SWP-Aktuell“.
Auf „Länder-Analysen“ finden Sie Analysen, Statistiken, aktuelle Redetexte, Kommentare und vieles mehr.
Über einen Newsletter kann man die einzelnen Analysen auch abonnieren.
Herausgeber
Die regelmäßig erscheinenden deutschsprachigen Länder-Analysen zu verschiedenen osteuropäischen Staaten werden gemeinsam herausgegeben von
- der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen,
- dem Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien,
- der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde,
- dem Deutschen Polen-Institut,
- dem Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien und
- dem Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung.
Die folgende knappe Literaturliste soll einen ersten Überblick zum Konflikt und insbesondere zur Geschichte der Ukraine und Russlands ermöglichen. Der Schwerpunkt liegt bei knappen grundlegenden Darstellungen, die auch im Buchhandel erhältlich sind.
C. H. Beck-Verlag: München 2019 (190 Seiten)
Die knappe und gut lesbare Darstellung der Geschichte Russlands nach dem Zerfall des Imperiums legt den Hauptschwerpunkt nicht auf die innere Geschichte Russlands, sondern auf die Auswirkungen des Zerfalls und die außenpolitischen Implikationen.
ibidem Verlag: Stuttgart 2021 (146 Seiten, auch bei der Bundeszentrale für politische Bildung Bonn erhältlich)
- Der kurze Sammelband enthält zahlreiche kurze Kapitel zu verschiedenen Aspekten der ukrainischen Geschichte und Politik. Die knappen Texte eigenen sich für einen schnellen Überblick und sind auch für den Oberstufenunterricht einsetzbar.
- Neben deutschen Osteuropahistorikern sind auch Aufsätze ukrainischer Historikerinnen und Historiker oder angelsächsischer Osteuropaspezialisten wie Timothy Snyder und Anne Applebaum vertreten.
- Einen Schwerpunkt bilden die Aufsätze zur Ukraine im Zweiten Weltkrieg. Neben Texten zur Besatzungsherrschaft der Nationalsozialisten und der Auseinandersetzung nach dem Zweiten Weltkrieg finden sich auch biografische Aufsätze, zum Beispiel zu der umstrittenen Figur Stepan Bandera, aber auch zum GAU in Tschernobyl.
wbg Theiss: Darmstadt 2022 (288 Seiten, auch bei der Bundeszentrale für politische Bildung Bonn erhältlich)
Die beiden Osteuropahistorikerinnen setzen sich mit den blinden Flecken der deutschen Erinnerungspolitik und -kultur auseinander und stellen verschiedene Orte vor, an denen im Zweiten Weltkrieg Massenverbrechen verübt wurden. Es werden nicht nur ukrainische Orte wie Lwiw und Babyn Jar thematisiert, sondern auch polnische, weißrussische und russische Orte. Das Buch ist flüssig geschrieben und die einzelnen Kapitel vom Umfang her auch für Schülerinnen und Schüler geeignet. So bietet es sich zum Beispiel. auch für den Einsatz im Unterricht im Rahmen eines Projekts an.
Reclam-Verlag: Stuttgart 2022 (aktualisierte und erweiterte Auflage, 296 Seiten, auch bei der Bundeszentrale für politische Bildung Bonn erhältlich)
Die knappe Darstellung der ukrainischen Geschichte enthält auch ein Einzelkapitel zur Staatssymbolik und zu den Erinnerungskulturen.
C. H. Beck-Verlag: München 2013 (127 Seiten)
In der Reihe Beck-Wissen stellt Kappeler die Rolle der Kosaken, die für die ukrainische, aber auch russische Geschichte bis heute eine wichtige Rolle spielen, anschaulich dar.
C. H. Beck-Verlag: München 2022 (6. Auflage, 431 Seiten, auch bei der Bundeszentrale für politische Bildung Bonn erhältlich)
Es handelt sich um ein Standardwerk zur ukrainischen Geschichte.
C. H. Beck-Verlag: München 2022 (2. Auflage, 276 Seiten)
Diese gut lesbare und knappe Darstellung der verflochtenen Geschichte der beiden Länder Ukraine und Russland arbeitet die Eigenständigkeit der Ukraine heraus.
C. H. Beck-Verlag: München 2022 (3. Auflage, 416 Seiten)
Es handelt sich um ein Standardwerk zu multiethnischen Geschichte Russlands.
66 Seiten, online als PDF-Datei herunterladbar oder als Printversion kostenlos beim Landesarchiv Baden-Württemberg bestellbar.
Das Heft enthält zahlreiche kleinere und kompakte Aufsätze zur ukrainischen Geschichte; gleichzeitig liegt der Schwerpunkt auf einem landesgeschichtlichen Bezug und Quellen in baden-württembergischen Archiven zu einzelnen Ereignissen und Epochen ukrainischer Geschichte.
Reclam-Verlag: Stuttgart 2012 (3. Auflage, 576 Seiten)
Diese Veröffentlichung bietet eine gute und umfassende Darstellung zur russischen Geschichte.
Reclam-Verlag: Stuttgart 2014 (566 Seiten)
Diese Quellensammlung zur russischen Geschichte von den Kiever Rus‘ bis zum Jahr 2012 eignet sich auch für den Unterricht.
Hoffmann und Campe Verlag: Hamburg 2022 (560 Seiten)
Das Hauptwerk des in Harvard lehrenden ukrainischen Historikers Plokhy ist auf Englisch erstmals 2015 erschienen und für diese deutsche Erstausgabe bis ins Jahr 2022 fortgeschrieben worden.
Rowohlt-Verlag: Hamburg 2022 (544 Seiten, auch bei der Bundeszentrale für politische Bildung Bonn erhältlich)
- Diese umfassende Essay-Sammlung zu allen zentralen Themen der ukrainischen Geschichte behandelt unter anderem Kosakentum, Holodomor, Nationsbildung und das Verhältnis Russland-Ukraine. Sie enthält auch ein Kapitel zu Tschernobyl.
- Die Essays sind zusammenfassende Darstellungen der verschiedenen Bücher Plokhys und bieten einen sehr guten Gesamtüberblick.
Ch. Links-Verlag: Berlin 2022 (aktualisierte und erweiterte Auflage, 304 Seiten, auch bei der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg Stuttgart erhältlich)
- Der Journalist Quiring hat seine 2020 erschienen Darstellung – damals unter dem Titel „Russland – Auferstehung einer Weltmacht?“ veröffentlicht – aktualisiert und um ein Kapitel zum Überfall Russlands auf die Ukraine ergänzt.
- Er befasst sich in seiner Darstellung zum einen mit dem System Putin und zum anderen hauptsächlich mit dem Ziel Putins, Russland als Großmacht wieder auferstehen zu lassen. Die Rolle des Westens und Chinas werden ebenfalls berücksichtigt.
C. H. Beck-Verlag: München 2022 (128 Seiten, auch bei der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg Stuttgart erhältlich)
Die Autorin, Direktorin des Zentrums für Osteuropa- und internationale Studien in Berlin, stellt schwerpunktmäßig die Genese des Kriegs Russlands gegenüber der Ukraine ins Zentrum ihrer knappen und instruktiven Darstellung. Sie verwendet dabei auch sozialwissenschaftliche Ergebnisse, die zeigen, wie sich die ukrainische nationale Identität in den letzten 30 Jahren gebildet hat. Insofern stellt der Titel eine wichtige Ergänzung zu anderen Veröffentlichungen dar.
Carl Hanser Verlag: München 2015 / Fischer Taschenbuchverlag: Frankfurt/Main 2017 (302 Seiten)
Die Veröffentlichung liefert in den verschiedenen Essays anschauliche Reflexionen und Beobachtungen nach der Besetzung der Krim und des Kriegs im Donbas.
Berlin: Metropol-Verlag 2015 (224 Seiten)
Neben einer kurzen knappen 100-seitigen Darstellung der ukrainischen Geschichte wird die Geschichtspolitik unter den Präsidenten Juschtschenko und Janukowytsch und der Ministerpräsidentin Julia Tymoschenko thematisiert; auch die beiden Maidanjahre 2004 und 2014 werden berücksichtigt.
C. H. Beck-Verlag: München 2016 (3. Auflage, 1504 Seiten)
Diese sehr umfangreiche Darstellung zur russischen Geschichte stellt ein Standardwerk dar.
C. H. Beck-Verlag: München 2017 (2. Auflage, 1348 Seiten)
Diese sehr umfangreiche Darstellung zur sowjetischen Geschichte stellt ein Standardwerk dar.
Im Buchhandel nicht mehr erhältlicher Titel.
Pustet-Verlag: Regensburg 2007 (295 Seiten)
Diese Geschichte der Ukraine im 20. Jahrhundert legt den Schwerpunkt auf das 20. Jahrhundert bis zur ersten Orangenen Revolution; die Geschichte bis zur Russischen Revolution wird nur knapp abgehandelt.
Im Buchhandel nicht mehr erhältlicher Titel.
Böhlau Verlag: Köln/Weimar/Wien 2011 (453 Seiten)
Diese umfassende Aufsatzsammlung eines Kongresses von 2009 behandelt die unterschiedlichsten Aspekte der Nationsbildung. Dabei werden die Historiografie, das Verhältnis der Ukraine zu Russland, Polen und den Juden, historische Aspekte vom Ersten Weltkrieg bis 1991 und Aspekte der Nationsbildung in einzelnen Aufsätzen dargestellt.