29.03.2021
Mädchen oder Junge? Warum das Geschlecht in der Schule noch immer eine Rolle spielt, Prof. Dr. Bettina Hannover
16:00 - 17:00 Uhr
Inhalt des Vortrags
Ist die Frage, ob ein Kind oder Jugendlicher männlich oder weiblich ist, heutzutage überhaupt noch relevant für dessen schulische Entwicklung? In Zeiten, in denen Schulen sich mit der Inklusion von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf oder mit familiärer Migrationsgeschichte herausgefordert sehen, wird dem Geschlecht der Lernenden als einem weiteren heterogenitätserzeugenden Merkmal oft vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Im Vortrag wird der aktuelle Stand der Forschung zu Geschlechtsunterschieden im Bildungsbereich dargestellt, demnach unverändert geschlechtsabhängige Disparitäten in Kompetenzen und Bildungszertifikaten bestehen, wenn auch, im zeitlichen Verlauf betrachtet, teilweise mit veränderten Vorzeichen. Verschiedene Erklärungsansätze für geschlechtsabhängige Bildungsparitäten werden vorgestellt: der Einfluss von Merkmalen der lernenden Mädchen und Jungen, der Einfluss der Lehrkraft, der Einfluss der Peers und die Identitätsentwicklung von Mädchen und Jungen. Die Diskussion fokussiert auf die Frage, wie Schule zu mehr Geschlechtergerechtigkeit beitragen kann: nämlich dazu, dass Mädchen und Jungen sich gleichermaßen angesprochen und eingeschlossen fühlen, vergleichbar hohe Kompetenzniveaus erreichen und gleichermaßen erfolgreich in ihrer weiteren Entwicklung sind, im persönlichen wie beruflichen Bereich.
Die Referentin
Bettina Hannover ist Professorin für Schul- und Unterrichtsforschung an der Freien Universität Berlin und ist unter anderem Mitglied der Ständigen Kommission der Dahlem Research School. Bettina Hannovers Forschungsschwerpunkte sind fallbasierte Lehr-Lerntools, Studieneingangsverfahren in Deutschland sowie Effekte und Moderatoren von Stereotype threat in Wortschatz-Lernsituationen von türkischstämmigen Schülerinnen und Schülern.