02.12.2022
IMPULSE-Dialog: Verfassungsauftrag „Sicherung der Mindeststandards“ – kann Schule das garantieren? Welche Aufgaben haben Lehrerinnen und Lehrer?
15:00-16:30 Uhr
Prof. Dr. Felicitas Thiel, Prof. Dr. Heinz-Elmar Tenorth; Moderation Heike Schmoll
Im Rahmen der IMPULSE-Dialog-Reihe diskutieren am Freitag, dem 02. Dezember 2022, von 15:00 bis 16:30 Uhr
Prof. Dr. Felicitas Thiel und Prof. Dr. Heinz-Elmar Tenorth über das Thema „Sicherung der Mindeststandards – kann Schule
das garantieren? Welche Aufgaben haben Lehrerinnen und Lehrer?“ und die Frage, inwiefern dies sogar ein Verfassungsauftrag ist.
Moderiert wird die Diskussion von der Redakteurin der FAZ, Heike Schmoll.
Über die Redner
Felicitas Thiel ist Professorin für Schulpädagogik und Schulentwicklungsforschung an der Freien Universität Berlin und
überdies Vorsitzende der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz. Heinz-Elmar Tenorth ist
emeritierter Professor für historische Erziehungswissenschaft und Mitautor des sog. Klieme-Gutachtens.
Heinz-Elmar Tenorth hat sich dafür ausgesprochen, aus dem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 19. November 2021 zu
pandemiebedingten Schulschließungen ein gegen den Staat gerichtetes „Recht auf schulische Bildung“ abzuleiten, das sogar
einklagbar sein solle.
Geschichtlicher Hintergrund
Ein Blick zurück ins Jahr 2001: In Deutschland wurde die Diskussion über Bildungsstandards durch den sogenannten PISA-Schock
ausgelöst. Die erste PISA-Studie zeigte, dass 15-Jährige in deutschen Schulen im internationalen Vergleich in den Bereichen
Leseverstehen, mathematische und naturwissenschaftliche Grundbildung insgesamt ein unterdurchschnittliches Kompetenzniveau erreichen.
Überdies war der Zusammenhang zwischen Kompetenzniveau und dem Hintergrund der Familien in Deutschland besonders eng.
Das deutsche Schulsystem hatte also nicht nur ein Leistungsproblem, sondern auch ein Gerechtigkeitsproblem. Das Bundesministerium für
Bildung und Forschung beauftragte damals unter Leitung von Eckhard Klieme die Erstellung einer Expertise, um Bildungsstandards für das
deutsche Schulsystem zu entwickeln. Als Ergebnis wurden für die Länder Regelstandards definiert, die festlegen, welche
Kompetenzen Schülerinnen und Schüler „in der Regel“ erworben haben sollen, nicht aber Mindeststandards.
Erst mit der Entwicklung von Kompetenzstufenmodellen durch das IQB wurden auch Mindeststandards definiert, die prinzipiell von allen
Kindern beziehungsweise Jugendlichen erreicht werden sollten. Da sich im Verlauf der vergangenen 20 Jahre seit dem PISA-Schock bis heute
die Leistungen der Schülerinnen und Schüler in den untersuchten Bereichen nicht grundlegend verbessert haben und die Koppelung
mit der sozialen Herkunft sich nicht verändert hat, steht die Frage nach Mindeststandards erneut im Zentrum.
Teilnahme
Über den folgenden Link können Sie am Live-Stream teilnehmen: https://lvbw-berlin.de/impuls-dialog/