Am 23. September 2025 fand auf dem Heilbronner Bildungscampus die Fachtagung „Lernen sichtbar machen – Chancen pädagogischen Handelns in Kita und Grundschule“ statt. Veranstaltet wurde sie in Kooperation der Akademie für Innovative Bildung und Management Heilbronn-Franken gemeinnützige GmbH (aim) mit dem Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL).
Im Mittelpunkt der Fachtagung stand die Frage, wie aktuelle Forschungsergebnisse wirksam in die Praxis übertragen werden können.
Inhalte der Fachtagung
Begrüßung und Redebeiträge
- Dr. Anna Weiland (aim) begrüßte die Gäste.
- Danach stellte Christian Rieck (aim) die Genese der Veranstaltung vor: Nach zahlreichen erfolgreichen Formaten zum Thema „Visible Learning“ im Bereich der weiterführenden Schulen sollte nun auch der Kita- und Primarbereich in den Fokus rücken. Christian Rieck betonte die große Bedeutung der Vernetzung und der Weitergabe der Impulse in die Praxis.
- Einen weiteren Überblick gab Philipp Steinle (ZSL, Grundschulreferat). Er hob hervor, dass eine hohe Qualifikation von Sprachförderkräften im Übergang vom Kindergarten in die Grundschule nötig sei.
- Die erste Keynote hielt Prof. Dr. Christina Schwer (CBS University of Applied Sciences, EUFH Rhein/Erft). Sie nahm zentrale Aspekte frühkindlicher Bildung und Erziehung in den Blick. Dabei führte sie aus, dass Professionalität in der Frühpädagogik bedeute, feinfühlig mit den Kindern zu interagieren. Tragfähige Beziehungen sowie inspirierende Lernumgebungen seien Voraussetzung für ein gelingendes Lernen. In ihrer Darstellung verband sie die Perspektive Hatties auf Motivation und Selbststeuerung mit spezifischen Anforderungen der Frühpädagogik: Bildung geschehe in der frühen Kindheit vor allem in Alltagssituationen und erfordere ein hohes Maß an Beobachtungskompetenz, Sensibilität und didaktischem Bewusstsein der Fachkräfte.
- Prof. John Hattie selbst brachte in seiner Keynote
die Ergebnisse seiner Metastudien ein: Sprache sei der zentrale Schlüssel zu gelingender frühkindlicher Bildung. Die Menge und
Qualität sprachlicher Interaktionen zwischen Erwachsenen und Kindern habe entscheidenden Einfluss auf die weitere Entwicklung. Sein
Appell lautete, intentionale, positive Gesprächsanlässe in den Einrichtungen zu etablieren und so Lernprozesse sichtbar zu
machen. Die kollektive Wirksamkeit von Teams in Bildungseinrichtungen steigere nachweislich den Lernerfolg (collective teacher
efficacy).
Panel
Im anschließenden Panel mit Prof. Dr. Schwer, Prof. John Hattie und ZSL-Präsident Prof. Dr. Thomas Riecke-Baulecke wurden folgende Fragen diskutiert:
- Wie können die positiven Effekte frühkindlicher Bildung nachhaltig in die Schullaufbahn hineinwirken?
- Wie lassen sich Eltern für die Bedeutung sprachlicher Bildung sensibilisieren?
- Und wie gelingt eine gute Balance zwischen spielerischem und intentionalem Lernen?
Besonders betont wurde die Notwendigkeit, Übergänge bewusst zu gestalten, um die Freude der Kinder am Lernen zu erhalten und zu stärken.
Prof. Dr. Thomas Riecke-Baulecke hielt zudem fest, dass entdeckende Verfahren der Bildungsarbeit (wie freies Lernen) nicht gegen eher instruktionale Verfahren (wie spielerisches Üben von Vorläuferfähigkeiten) gestellt werden sollten. Es gehe nicht um das eine oder das andere, sondern um eine kindgerechte Mischung.
Fazit
Das Interesse an der Fachtagung war groß: Fachkräfte aus Kitas, Grundschulen und Bildungsverwaltung kamen zusammen, um über aktuelle Forschungsergebnisse und deren Bedeutung für die pädagogische Praxis zu diskutieren.
Die Tagung zeigte eindrucksvoll, wie bedeutsam eine enge Zusammenarbeit zwischen Forschung, Praxis und Bildungsadministration ist, um die Chancen pädagogischen Handelns in Kita und Grundschule bestmöglich zu nutzen.
Die vielfältigen Beiträge machten deutlich: Sprache, Beziehung und Klarheit sind die zentralen Faktoren, um Lernen sichtbar zu machen und Kinder nachhaltig auf ihrem Bildungsweg zu stärken.
Das ZSL dankt allen Referentinnen und Referenten sowie den Teilnehmenden für ihre engagierte Mitwirkung an dieser gelungenen Veranstaltung!
